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02 – UY – Uruguay’s Süden

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Da wir jetzt „hablamos español“ hinter uns haben und wir immer noch nicht so richtig „hablamosen“, machen wir das was wir sehr gut können – Reisen.

Sprinti navigiert immer noch auf dem Atlantik rum, deshalb mieten wir uns ein Auto und fahren los. Unser Ziel ist, den Süden von Uruguay zu erkunden.

Kaum sind wir aus der Stadt, beginnen unsere Augen zu staunen und unser Herz für Uruguay zu schlagen. Die Ruta 10 in Richtung Osten schlängelt sich am Rio de la Plata und anschliessend am Atlantik entlang und führt einmal auf Schotterpisten, einmal auf Asphalt über wellige Brücken, an Touristenhochburgen wie z.B. Punta del Este bis zu kleinen und verträumten Fischerdörfchen, wie z.B. Punta del Diablo.

Wir fahren – schon fast logisch für Reisende hier in Uruguay – ins Paraiso Suizo. Dort lernen wir Heinz und Silvia, Maya und Peter kennen. Ganz feine und hilfsbereite Menschen. Danke. Weiter geht es und so gelangen wir nach einer kurzen Fahrt nach Piriápolis. Eine sehr schöne Stadt mit einer Rambla die zum Spazieren einlädt und einem weiten und sauberen Strand. Viele Gebäude sind zwar renovationsbedürftig, sie strahlen jedoch immer noch die einstige Schönheit aus. Es hat nicht viele Menschen auf der Strasse – hier ist es noch Winter – uns gehört die ganze Rambla und wir geniessen das. Wir können es uns aber sehr gut vorstellen wie es im Sommer in dieser Stadt von Badetouristen nur so wimmelt: in etwa wie Rimini von Uruguay.

Die Weiterfahrt führt uns nach Punta del Este. Diese Stadt liegt auf einer Halbinsel und ist der Punkt, wo das Ufer des Río de la Plata endet und die Küste des Atlantik beginnt. Zudem ist es die Touristenhochburg par excellence – hier trifft sich die Crème de la Crème und alle „Möchtegerns“ (die so genannte Cervelat-Prominenz). Über Punta del Este haben wir bereits im Bericht UY-01-Montevideo geschrieben.

Der Weg führt uns weiter über Punta Ballena, José Ignacio bis nach La Paloma. Wir sind beinahe alleine auf der Strasse, Sanddünen erschweren uns das Weiterkommen. Und als wir auf unserer linken Seite einen Stand mit Käse und sonstigen hausgemachten Leckereien sehen – kann ich wie immer nicht wiederstehen. Stopp, rufe ich zu Kurt – das müssen wir probieren. Also, Blinker raus, kurzer Blick in den Rückspiegel – weit hinter uns 2 Autos – weit vor uns in die Gegenrichtung 1 Auto, also kein Problem, über die Strasse zu fahren und anzuhalten. Die Autos hinter uns blinken und hupen heftigst und das Auto welches uns entgegenkommt, blinkt ebenfalls heftigst. Als er sich auf unserer Höhe befindet, lässt er das Seitenfenster herunter und schimpft mit uns wie ein Rohrspatz. Kurt und ich verstehen die Welt wirklich nicht mehr. Wir haben alles richtig gemacht – zur Sicherheit schauen wir nach ob eventuell wir die Sicherheitslinie übersehen haben – aber NEIN, das haben wir nicht – also was wollen die von uns?? Am liebsten hätte ich dem Schreihals den Mittelfinger gezeigt – aber… natürlich mache ich das nicht. Wir fragen beim Bauer nach und er erklärt uns, dass hier in Uruguay das Parkieren auf der Gegenbahn strengstens verboten ist. Es darf ausschliesslich und nur in die gefahrene Richtung parkiert werden. Eine überaus saftige Busse wäre die Folge, falls wir von der Polizei erwischt worden wären. Wir wissen es jetzt und werden auf jeden Fall darauf achten.

La Paloma ist ein kleines Dörfchen mit ca. 2.500 Einwohner. Es gibt hier schöne Strände aber sonst hat dieses Dörfchen uns nicht speziell gefallen. Der enge und mühsame Aufstieg auf den Leuchtturm „Cabo Santa María“ belohnt uns mit einer wunderschönen Aussicht (125 Stufen, für „kräftige“ Leute ist der Durchgang zur Terrasse nicht machbar) .

Am nächsten Tag fahren wir weiter in Richtung Cabo Polonio. Als wir dort am frühen Morgen ankommen müssen wir feststellen, dass wir für die nächste Fahrt ins Dorf bis in den Nachmittag hinein warten müssten. Cabo Polonio ist ein geschütztes Naturreservat und es dürfen keine Autos bis zum Ort fahren. Die Besucher werden mit Jeeps dorthin geführt. Diese Zeit haben wir nicht und so fahren wir weiter nach Barro de Valizas, das direkt an das Reservat anschliesst. Eine Ortschaft, die uns blitzartig in den „Wilden Westen“ katapultiert. Verfallene Holzhäuser, staubige Strassen, überall Holzumzeunungen und alte Fahrzeuge. Das Dorf hat einen wunderschönen, flachen Sandstrand mit Sanddünen und wirkt auf uns herzlich und beruhigend. Wir sehen mehrere Menschen, die sich hier wohl als Aussteiger niedergelassen haben. Wir verweilen eine Zeit lang in diesem Ort, fahren weiter und gelangen über eine sandige Holperstrasse nach Cabo Diablo. Der Ort fesselt uns blitzartig. Das ehemalige Fischerdörfchen ist in „Nebel“ (durch die Gischt des Meeres verursacht) eingehüllt. Die Sonne scheint durch und lässt das Dörfchen beinahe irreal erscheinen. Die Wellen schlagen geräuschvoll gegen die Felsen. Wir sind von diesem Naturspektakel berauscht und so verbringen wir an diesem Ort einige Stunden, bestaunen die Wellen, die Surfer, der Mann der Taschen häkelt, die Umgebung……. wir sind einfach dankbar und geniessen das Pensioniertsein.

Unsere Fahrt geht weiter in Richtung Chuy – zur Grenze nach Brasilien. Die Umgebung ist geprägt von einer grünen und unendlich flachen Landschaft. Rinder, Pferde und Schafe mit frisch geborenen Lämmer weiden friedlich und schauen neugierig auf die wenigen, die hier durchreisen. Sie sind frei und haben enorm viel Platz – so müssen unserer Meinung nach Tiere gehalten werden!

Plötzlich ist alles vorbei und vor uns zeigt sich Chuy – die Grenzstadt mit zahlreichen Duty-Free-Geschäften und Supermärkten.
Das spezielle an dieser Stadt ist, dass die Grenze zwischen Uruguay und Brasilien mitten und entlang der Hauptstrasse verläuft. Die uruguayische Seite heisst Avenida Brasil und die brasilianische Seite heisst Avenida Uruguay!! Auf dem Grünstreifen, der die beiden Länder und die Strasse teilt, steht ein kleines Denkmal vom Nationalhelden Artigas. Dieses wird flankiert von den beiden Landesfahnen – in Uruguay steht die Fahne von Brasilien, in Brasilien diejenige von Uruguay. Toll – – Völkerverbindung durch Fahnen.

Wir haben in Uruguay gewohnt und in Brasilien gegessen. Einfach über die „LANE WALKEN“ (Johnny Cash, „I walk the line“) und so hatten wir unseren Spass und sind einfach zwischen Uruguay und Brasilien hin und her gehüpft. 😊 Unser Freund Jürgen hat es schon immer gesagt, dass wir zwei Verrückte sind!!! Beim Essen hören wir den Einheimischen zu und es ist wie im normalen Leben: die Urus lästern über die Brasilieros, die über die hier ansässigen Palästinenser, diese über die Italiener und so weiter und so fort….

Die Rückfahrt nach Monte führt uns zunächst über flaches Land, welches oft durch die heftigen Regenfälle der letzten Tage überschwemmt ist. Wiesen, Felder und Wälder wechseln sich in unregelmässigen Zyklen ab. Später ist auch diese Seite leicht mit niedrigen Hügeln durchsetzt. Eine schöne Landschaft – wo sich besonders die Fauna sicher wohl fühlt. Wir passieren Lascano und Aiguà. Anschliessend wird es schwierig, ja sogar „abenteuerlich“. Wir fahren über den höchsten Berg in Uruguay, den Cerro Catedral! Am höchsten Punkt misst er 513.7m – ob wir wohl Sauerstoff in Aiguà kaufen sollen??
Wir staunen, denn die Strasse ist eine Schotterpiste – allerdings praktisch ohne ein Schlagloch, gut ausgebaut – und dies, obwohl die „Strasse“ als solche in der Karte nicht mal bezeichnet ist. Eine tolle Gegend (was wir allerdings wegen des schlechten Wetters nur bruchstückweise mitbekommen), die Ähnlichkeit mit dem Inneren von Sardinien oder Nordsizilien hat. Absolut lohnend.

Wir übernachten in unserer Wohnung und am nächsten Tag fahren wir weiter Richtung Westen. Da gibt es eine Stadt, die heisst Nueva Helvecia, früher auch als Colonia Suiza bekannt.
Entlang der Hauptstrasse sind die Häuser und Gärten sehr gepflegt, danach ist es wie viele Orte in Uruguay. Es wird gesagt, dass hier der beste Käse hergestellt wird – scheinbar haben die Schweizer hier tiefe Fusspuren hinterlassen.

Auf dieser Seite von Uruguay haben wir viel Agrarland gesehen. Getreide, Soja, Reis, Obst und Gemüse. Aber auch Tannat-Reben werden hier angebaut – daraus wird ein fruchtiger und aromatischer Wein hergestellt.
Ein MUSS für jeden Tourist ist der Besuch von Colonia de Sacramento, die älteste Stadt von Uruguay und von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt. Eine wunderschöne Altstadt mit verträumten Gassen und alten Pflastersteinstrassen. Unter sonnigem Himmel von Uruguay laden schön gedeckte Tische von Cafés und Restaurant zum Verweilen an.

Eine Begegnung der besonderen Art war das Kennenlernen von Markus und Heinz. Zwei sympatische Schweizer die in Riachuelo ein wahres Paradies geschaffen haben. Und das schöne daran ist, dass dieses Bijou auch für Gäste zugänglich ist.
www.casamatamora.com
Im Garten zwitschern die Vögel, zwei Katzen schnurren friedlich vor sich hin und die beiden Hunde, Maron und Negra können es kaum erwarten, am Strand des Rio de la Plata ins Wasser zu springen. Zudem wurden wir kulinarisch überaus verwöhnt und der Abend klang aus mit interessanten Gesprächen mit noch interessanteren Gastgebern. Ein grosses Dankeschön an Euch zwei und hasta la proxima.

Am Freitag, den 8. September 2017 hat „unser“ Schiff im Hafen von Montevideo angedockt und wir müssen uns bis Montag gedulden, um Sprinti abzuholen. Das Prozedere wird – gemäss Auskunft anderer Reisenden – wohl den ganzen Tag dauern. Dann heisst es packen und endlich geht die Reise wirklich los.

Fazit für uns: Uruguay ist ein sehr friedliches und angenehmes Land. Was wir bisher gesehen haben, hat uns gut gefallen. Die Freundlichkeit der Menschen ist unglaublich und das absolute Highlight – viele von uns können da eine dicke Scheibe abschneiden!! Obwohl uns Montevideo „nur bedingt“ gefällt, haben wir viele schöne Ecken gefunden. Speziell zu erwähnen ist natürlich die Rambla, auf der wir unzählige Male von der Sprachschule „nach Hause“ spaziert sind – immerhin gute 10km täglich. Gut möglich – sogar wahrscheinlich – dass wir auf unserer Reise später wieder in Uruguay sein werden.

Und noch ein TIPP: wenn immer möglich im Restaurant mit der Kreditkarte bezahlen – dann wird die IVA (MWSt) vom Betrag abgezogen und man hat weniger bezahlt – auch wenn man die üblichen (gut) 10% Trinkgeld danach in Cash abgibt.

Reisezeit: September 2017