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Es ist soweit…

…und unser Sprinti kann seine Rössli kaum mehr zügeln……  Sie scharren ungeduldig mit den Hufen und wirbeln den Staub mächtig auf. Aufbruchsstimmung liegt in der Luft.

Die Atmosphäre ist bedrückt und die Freude über unsere Abreise vermischt sich mit  Melancholie. Mein Herz rast, Beklommenheit breitet sich aus. Ich spüre Bedenken. Das Gefühl der Ungewissheit schleicht sich ein.

In diesem Zustand nehme ich bewusst Abschied von meiner vertrauten Umgebung und atme tief den Duft meines Zuhauses ein. Noch einmal horche ich auf das Lachen der Kinder auf den Spielplatz.

Wird der Tannenbaum den Dorfplatz noch schmücken wenn wir zurückkommen? Wird der fahrende Pizzaiolo seine Pizza im Holzofen noch backen und mit dem Duft das gesamte Dorf anlocken?  Und die alte Poststelle, die bei Regen mir Schutz gab, wird sie ersetzt sein durch ein modernes Gebäude? Unzählige Gedanken rasen durch meinen Kopf, während der Sprinti empfindungslos seine Fahrt aufnimmt. Im Auto herrscht absolute Stille – auch Kurt ist in den eigenen Gedanken vertieft.

Unaufhaltsam galoppieren die Rössli weiter und entfernen mich immer mehr vom trautem Heim. Meine Gedanken rasen hin-und-her, mein Magen veranstaltet eigenartige  Kapriolen, meine Hände sind feucht – ich will zurück – ich will gehen – was ist mit mir los?

Durch Zufall oder Glück ertönt irgendwann im Radio eine fröhliche Melodie die mich aus der Lethargie in die Gegenwart zurückholt. Kurt drückt meine Hand und lächelt mir zuversichtlich zu. Ich fühle Geborgenheit und Vertrauen und erkenne, dass das Wichtigste in meinem Leben bei mir ist.

Ich schaue noch einmal bewusst in die berechtigte Melancholie zurück, öffne das Fenster und befördere sie dorthin wo sie hingehört  –  ins Pfefferland und wünsche viel Glück.

Erst jetzt kann ich mich dem Takt des Galopps hingeben und die Fahrt Richtung Hamburg geniessen. 

Tschüss geliebte Heimat – wir werden uns bald wieder sehen! Bald????

16. Juli 2017