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Projekt – „Juliana“

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Als wir in Espinar-Yauri eine Stadt, 200km südlich von Cusco an der Plaza de Armas Sprinti parkieren wollen, steht ein junger Herr an der Strassenseite und schaut uns interessiert zu. Ohne zögern gehe ich zu ihm um zu fragen, ob wir hier die Nacht verbringen können und ob er uns sagen könnte wo sich der Mercado befindet.

Der Junge Herr streckt mir die Hand entgegen, heisst mich herzlich willkommen in Espinar und sagt, dass wir problemlos die Nacht hier verbringen können. Sein Name sei Hernan und er wäre mehr als glücklich, uns den Mercado zu zeigen.

Nachdem ich Kurt das Zeichen „Daumen hoch“ gebe, trotten wir zu dritt durch die Fussgängerzone zum Mercado, wo Hernan uns jede Ecke mit den jeweiligen Spezialitäten zeigt und wo wir auch unsere Einkäufe tätigen.

Um unsere Dankbarkeit für diese Freundlichkeit auszudrücken, laden wir Hernan spontan zum Pizza essen ein. Bei dieser Gelegenheit lernen wir auch seine Freundin Pilar, eine 24jährige Agronomin, kennen.

Es folgt ein interessanter Abend und als wir Pilar fragen, weshalb sie als Agronomin im Architekturbüro des Bruders arbeitet, erklärt sie uns, dass es hier sehr schwierig sei eine Arbeit zu finden. Sie sei froh um diese Tätigkeit, denn sie wolle für die Zukunft und für ihren Traum sparen.

Klar wollen wir wissen um welchen Traum es sich handelt. Und so entsteht das Projekt „El sueño de Pilar“ welches WIR, das heisst Kurt und ich, wenn möglich mindestens zum Teil finanzieren möchten. Da es sich um ein sehr spezielles Projekt handelt wo einige Vorbereitungen notwendig sind vereinbaren wir, dass wir nach dem Besuch der Inka-Grasbrücke nochmals nach Espinar zurückkehren, um das weitere Vorgehen gemeinsam zu besprechen. Wir werden darüber berichten sobald es realisiert ist.

Und so sind wir ungeplant gut eine Woche später wieder in Espinar und verbringen einige Zeit mit den Beiden, um Abklärungen zu treffen.

Bei dieser Gelegenheit lädt uns Hernan zum Almuerzo ein. Er will unbedingt, dass wir Huatia, „Kartoffeln in der Erde gekocht“, eine sehr alte peruanische Spezialität probieren. Schmeckt lecker!!!!

Die gekochten Kartoffeln essen wir im Sprinti, weil sich das Haus der Mutter gerade im Bau befindet. Die Mutter kommt nicht zu uns, weil sie zu grosse Hemmungen hat, „scheu sei und Angst habe“. Nach mehrmaligen Stürmen unsererseits gelingt es Hernan, die Mutter für uns und einem Besuch im Sprinti zu gewinnen. Und so dürfen wir „Juliana“ kennen lernen. Eine 48jährige Frau, keine 1.50m „gross“. Ihr Gesicht ist relativ jung jedoch vom Wetter und von der Sonne sehr stark gekennzeichnet. Ihre Hände sind von der vielen und schweren Landarbeit voller tiefen Furchen, ihre Nägel brandschwarz.

Sie kommt zu uns mit einer Flasche Mineralwasser als Geschenk, dabei getraut sie sich beinahe nicht, uns ins Gesicht zu schauen. Ihre Begrüssung ist trotzdem ehrlich und voller Herzlichkeit.

Voller Stolz erzählt sie uns, dass ihre Söhne hier für Sie ein Haus bauen.
Ihr Ehemann sei im März 2019 plötzlich an einem Magendurchbruch gestorben. Obwohl sie eine starke Frau ist, kann sie ihre Emotionen an dieser Stelle nicht mehr kontrollieren – Tränen fliessen über ihre rauhe Wangen – es schüttelt sie und uns.

Hernan sagt uns, dass sie mit ihrem Mann weit ab von der Zivilisation mit ein paar Tieren auf dem Land (Campo) gelebt habe. Nach dem Verlust des Mannes kann sie unmöglich alleine im Campo leben. Und so haben die Söhne entschieden, die Mutter in die Stadt zu holen und für sie eine Unterkunft zu bauen. Um das Baumaterial zu kaufen, wurden Kühe verkauft.

Als wir das „Haus“ besichtigen dürfen, erschlägt es uns beinahe die Sprache. Für unsere Verhältnisse ähnelt das Haus eher einem Kaninchenstall – 3 dunkle Räume mit sehr kleinen Fenster-Öffnungen, auf dem Dach Wellbleche welche den Raum noch dunkler machen, eine kleine Türöffnung ist auch noch für jeden Raum vorgesehen. Kein fliessendes Wasser im Haus, keine Toilette….. Es wurde im Innenhof der „Häuser“ der Kinder gebaut, Landreserven waren keine da (gesamte Breite der Anlage 5m, ca. 30m lang). Der Platz ist äusserst eng, doch so leben die Leute hier vielfach.

Die Öffnungen sind zwar da, doch keine Türen, keine Fenster – für das hat das Geld nicht gereicht. Sie soll in der nächsten Woche hier einziehen…… bei dieser Kälte, diesem Wind… auf 3900 müM…. Es ist hier nun wie bei uns im November, zwar kein Regen, doch Minusgrade kommen in der Nacht auf und der richtige Winter hat noch gar nicht begonnen, letzte Nacht war alles rundherum frisch verschneit…..Für die nächsten Monate hätten Kartons und ein paar Lumpen für die „Isolation“ reichen müssen.

Das Haus von Juliana

Ein Blickaustausch zwischen Kurt und mir und es war klar, dass wir das nicht zulassen können und werden.

Wir fahren mit Juliana und den beiden Söhnen in die Stadt und kaufen das allernötigste Material ein (3 Fenster, 2 Türen und ein transparentes Wellblech für die Küche). Dabei stellen wir fest, dass der Unternehmer einen sehr guten Job macht, sogar die Familie in sein Auto packt und direkt vor Ort alles ausmisst. Auch wenn das „Haus“ steht – es fehlt jedoch noch an Vielem wie z.B. anständiges Bett, Matratze, Decken etc….

Liebe Familie Signorel, liebe Claudia Schmid, wir sind überzeugt, dass ihr stolz und absolut einverstanden seid, dass wir mit eurer grosszügigen Spende das Allernötigste im Wert von CHF 350 für Juliana gekauft haben.

Die Fenster und Türen werden montiert und das Haus von Juliana sieht wohnlicher aus. 🙂

Juliana kann ihr Glück nicht fassen, immer wieder umarmt sie mich, heult, lacht und hält meine Hände fest. Eine solche Umarmung und ein Händedruck möchte ich Euch liebe Gaby, Urs und Claudia weitergeben. Ich hoffe es kommt an und ihr spürt die Emotionen. Dank euch hat Juliana eine etwas angenehmere „Wohnqualität“.

An dieser Stelle möchten wir nochmals einen Appell an sie alle richten um mit uns zusammen Menschen vor Ort zu unterstützen. Siehe auch: Projekte

Vielen herzlichen Dank im Namen der Vielen, die es dringend benötigen.

Juliana hat uns ihr OK für das Publizieren aller Fotos gegeben.