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01 – Sara und Bulli – unsere grosse Fahrt

Warum auch immer haben sich unsere Reisefreunde Joly + Kurt entschieden, nicht mit uns auf den Frachter Grande Amburgo von Grimaldi nach Uruguay zu fahren. Sie behaupten, sie wollen während sie auf uns warten, Spanisch lernen! Wir, Sara und ich behaupten, dass es etwas mit den Name „Francesco Schettino“ (auch ein Italiener) zu tun hat.

Und so kommt es, dass wir am Donnerstag, den 20. Juli 2017 die letzte gemeinsame Nacht in Hamburg verbringen – auf einem Parkplatz zwischen riesigen Laster und Sattelschlepper eingeklemmt. Wie romantisch!!!! Unser letzter gemeinsamer Abend für lange Zeit………
Am nächsten Morgen herrscht im Auto eine für uns unerklärliche Hektik. Joly und Kurt stressen. Alles wird eingepackt und sauber verstaut. Sogar die Sitze werden mit Schutzhüllen überzogen damit sie nicht schmutzig werden und wir, Sara und ich, bekommen einen Logenplatz hinter der Frontscheibe für die grosse Reise. Immerhin….. danke.
Und dann kommt der grosse, emotionale Abschied. Joly wünscht Sprinti und uns mit Tränen in den Augen eine gute und schöne Reise und schaut uns liebevoll hinterher während Kurt durch das Tor Nr. 2 fährt, um uns auf dem grossen Parkplatz abzusetzen und die letzten Formalitäten abzuschliessen. Auch Kurt, so scheint es uns, „zeigt“ (versteckte) Emotionen.

Nun sind wir hier und warten und warten……………Es ist nicht so, dass wir uns gelangweilt hätten, denn Sprinti wurde reichlich vom Regen gespült und immer wieder kamen die Hafenleute, um ihn zu bewundern. Speziell der Unterbodenschutz von ORC wurde gerühmt. Alle wollten wissen wohin die Reise geht und was der Sprinti wohl für einen Wert hat.

Am Donnerstag, den 27. Juli 2017 um genau 07.03MEZ legt die Grande Amburgo bei der Dessauerstrasse an. Koordinaten: 53.5311 9.9993. Ein riesiges Ungetüm. Das Schiff welches als Ro-Ro Cargo Ship unter der italienischen Flagge fährt, wurde im Jahr 2003 gebaut. Es hat eine Grösse von 214 x 32 Meter und einen Tiefgang von 9,7 Meter (heute nur 8,5). Die Tragfähigkeit (DWT) beträgt 27‘492 t.
(= Platz für 6‘516 Sprintis!!!)

Jetzt herrscht Hektik pur auf dem DOK. Denn sobald das Schiff fest im Hafen liegt und die Zugbrücke herabgelassen wird, beginnt bereits das Entladen. Um die Container vom Schiff zu bewegen, werden grosse Verladekräne, auch Containerbrücken genannt, verwendet. In 45 Meter Höhe befindet sich ein Führerhäuschen, die Kanzel. Und an der Kanzel hängt ein Spreader, ein Gerät, womit Containerbrücken-fahrer die Container hoch ziehen können. Schnell werden die Container auf dem Asphalt abgesetzt um die nächsten zu holen. Währenddessen kommt ein Van-Carrier herangefahren. Van-Carriers sind sehr hohe Fahrzeuge, die extra für den Transport von Containern im Hafen gebaut wurden. Schnell greift sich der Van-Carrier-Fahrer mit einem Spreader den auf den Boden abgesetzte Container und fährt ihn an einem genau zugeordneten Abstellplatz im Hafen. Alles hat hier seine Ordnung, damit man die Container wiederfinden kann. Denn natürlich bleiben sie hier nicht für immer stehen – Firmen und Geschäfte warten auf die Ware, die sich in den Containern befindet. Und weil hier ein paar tausend Container auf dem Terminal-Gelände stehen, wird in einem Computersystem eingetragen, wo welcher Container genau steht (ähnlich wie bei der „sieberschen-Exceltabelle“ von Joly).

Wir geniessen die Geschäftigkeit um uns herum und sind gespannt, ob die geplante Abreise welche auf Freitag, den 28. Juli 2017 vorgesehen ist, auch eingehalten werden kann.
Mitten in der Nacht, am 28. Juli 2017 – genau um 00.06 Uhr werden wir mit einem lauten Poltern geweckt. Die Motoren stampfen – geht es schon los fragen wir uns? Und tatsächlich, wir spüren wie das Schiff sich vom Dock abschiebt und langsam die bevorstehende lange Fahrt aufnimmt. Eine enorme Strecke liegt von uns. 10 Stationen: Tilbury, Antwerpen, Vigo, Dakar, Freetown, Viktoria, Rio de Janeiro, Santos, Zarate liegen vor uns, um gemäss Plan am 31. August 2017 in Montevideo anzulegen. Wir sind in diesem kleinen Viereck grad neben dem Bild fast ganz oben – – ihr seht, es sind unglaublich viele Schiffe gleichzeitig unterwegs. Ob die wohl uns unbeschadet die Reise antreten lassen?? Wir wünschen es uns und euch – – sonst können wir euch nicht mehr sagen, wo wir sind und was wir tun. Vom Meeresgrund aus geht das schlecht…………..

Wir fahren, nachdem wir über 10 Stunden bei Harwich (nördlich von London) ankern mussten – „es gibt nicht nur den Basler-, Berner- oder den Zürcher- Gubrist-Stau“ – erreichen wir am Samstag, den 29. Juli 2017 um 14:56h den Hafen von Tilbury. Der Himmel ist bewölkt bei Temperaturen von 15°C. Der Wind weht mit einer Geschwindigkeit von 27 km/h aus westlicher Richtung. Alles liegt im grünen Bereich und wir hatten bis anhin keine erwähnenswerte Zwischenfälle.

Zuerst werden die Container ab- und aufgeladen, dann geht es etwas die Themse runter zur Ford-Road, wo Tausende von Autos stehen, um auf die Schiffe geladen zu werden. Auch wir lassen einige hier und nehmen andere mit.

Wie wir hören, sind inzwischen Joly und Kurt eine Stunde verspätet aus Hamburg über London, Sao Paulo nach Montevideo geflogen. Trotz der äusserst knappen Umsteigezeit in London (von einem Terminal zum andern – so haben wir vernommen – fährt der Bus 9-10 Minuten, über die Hälfte davon unterirdisch) haben die beiden ihr Gepäck in Montevideo empfangen können. Natürlich wurde Kurts Tasche überfahren – sie ist etwas deformiert und völlig verschmiert – aber angekommen.
Wir, Sara und ich Bulli, haben vernommen, dass die beiden in einer kleinen Wohnung leben. Das Wetter sei aber echt schlecht, 7-8 Grad, nass. Jä nu, die beiden haben es ja so wollen……… sälber Tschuld.

Die Stunden und Tage vergehen und so schwenken wir die Schweizerfahne am 1. August in Antwerpen. Hier werden wir 2 Tage bleiben – so
dachten wir – aus den 2 wurden 3. Die Warterei setzte uns zu – zum Glück wussten wir, dass in der Kiste Nr. 5 sich Spiele befinden. Und so verweilten wir uns wortwörtlich mit Eile und Weile.
Endlich, am Freitag, den 4. August um 16:37h voll beladen mit einen Tiefgang von 9,2 m, nimmt die Grande Amburgo wieder Fahrt auf Richtung Vigo im Nordwesten Spaniens, nahe an der Nordgrenze zu Portugal. Eine lange 3 Tages-Fahrt steht vor uns und wenn nichts dazwischen kommt, werden wir am Montag, den 7. August im Hafen von Vigo einlaufen. Und sollte es uns langweilig werden, so gehen wir am Abend einfach auf ein anderes Schiff in den Ausgang. Eine grosse Auswahl steht uns zur Verfügung. Jeder Pfeil – ein Schiff!!!

Dann geht es wieder los Richtung Dakar im Senegal. Dort müssen wir mehrere Tage weit vor dem Hafen ankern. Schon wieder Stau – und was für einer. Endlich, abladen, aufladen, weg – allerdings hat sich jetzt den Vorsprung von Tilbury in eine 4-Tages-Verspätung umgewandelt. Dann geht es weiter nach Freetown in Sierra Leone. Dort werden wir gründlich entladen – unser neuer Tiefgang für die Überfahrt nach Brasilien ist nur noch 8,5m. Es warten – je nach Wetter – 6-7 Tage auf hoher See auf uns. Zum Glück wissen Sara und ich, wo Joly die Medikamente gegen Seekrankheiten platziert hat 🙂

Wir hören (schliesslich hat man ja seine Whistleblower), dass die beiden in Montevideo Besuch aus Argentinien erhalten haben. Der Cousin Norberto und seine Tochter Vanina sind für ein paar Tage auf Besuch. Scheinbar geniessen die 4 diese Tage bei gutem und windigen Wetter, schauen sich im „Fun Fun“ eine Show an und schlagen sich täglich die Bäuche voll (während wir hier auf dem Schiff Seemannskost erhalten und vor uns hindarben!!!). Als Ausrede für die lukullischen Genüssen sagen sich die 4, dass sie schliesslich täglich über 10km durch die Gegend spazieren. Schlemmer……..

Inzwischen befinden wir uns auf hoher See und haben uns mit der Besatzung angefreundet – dadurch wird die Ueberfahrt etwas angenehmer. Unsere Freude ist trotzdem unendlich als wir südamerikanisches Land sichten. Der erste Hafen den wir ansteuern ist Victoria und danach Rio. Der Frachterhafen von Rio befindet sich in der Guanabra Bucht – links von uns heisst uns die Copacabana und rechts die Praia de São Francisco willkommen. Weiter geht’s am Aereopuerto RJ Santos Dumont und unter die Brücke Presidente Costa e Silva bis zum Ankerplatz. Was für einen Anblick! Unsere Freude beschränkt sich aber nicht nur auf den südamerikanischen Kontinent – sondern auch auf die absehbare Zeit die uns von Joly und Kurt trennen. Sie fehlen uns und wir können es kaum erwarten mit Ihnen wieder „ON-TOUR“ zu sein.

Wir haben inzwischen eine Verspätung von 12 Tagen und wir wissen, dass Joly und Kurt bereits bei der Direccion Nacional de Migracion für uns das Certificado de llegada erstellt haben. Auch waren sie bereits bei Grimaldi um das Original der „bill of loading“ zu holen. Doch dafür müssen sie sich gedulden bis wir in Montevideo ankommen und wir festen Boden unter den Rädern haben. Das lässt uns vermuten, dass sie uns vermissen und wie………..

Doch jetzt geht es wirklich nicht mehr lange. Wir sind im letzten Hafen (Zarate) vor Montevideo gelandet, werden wieder ent- und beladen und endlich geht es ab nach Montevideo.
Joly und Kurt sitzen am Rand der Rambla und schauen erwartungsvoll in den weiten, weiten Rio de la Plata um einen Blick auf uns zu erhaschen. Doch wir ankern weit entfernt….. einmal mehr! Sie können nur unsere Silhoutte sehen und so geben sie nach einigen Stunden, schlotternd vor Kälte und vom leeren Magen geplagt auf. Und das ist gut so, denn wir erreichen den Hafen von Montevideo um 03:30h.

Endlich – nach rund 45 Tage ist es soweit….

…Joly, Kurt wir kommen…….

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