Resumée: Mit dem Sprinter unterwegs in Südamerika
Wir sind nun gut 2 Jahre unterwegs in Südamerika, rund 70’000km – Zeit, um mal unsere Erfahrungen mit unserem Fahrzeug mitzuteilen.
Wie ihr wisst (Vorbereitung, Fahrzeug https://suitaontour.com/fahrzeug/ und https://suitaontour.com/das-fahrzeug-teil-2/), haben wir einen Mercedes Sprinter 319 CDI mit einem Aufbau von La Strada.
Über La Strada haben wir uns schon ausgelassen – für uns immer noch ein toller Aufbau, jedoch eine Firma mit einem nicht existierenden Kundendienst, der den Kunden hilft. Zum Vergessen diese Firma – wir haben 3x nach Hilfe angefragt – KEINE EINZIGE ANTWORT – Arroganz pur.
Der Aufbau hat sich sehr gut bewährt. Das Bett ist gross, wir schlafen gut darin. Die Inneneinrichtung ist sehr schön, ist praktisch. Der Kühlschrank ist gross genug, kann über Stromanschluss, Gas oder beim Fahren gekühlt werden, ist echt gut. Unser Kochherd, 3 Gasplatten hat so seine Tücken. Oft gehen eine oder zwei Platten nicht – wir wissen nicht weshalb. Es kann an der Höhe liegen, am Gas oder an weiss der Kuckuck was – bisher konnten wir immer etwas kochen – eben mit Einschränkungen. Lohnend ist es, genug Reserve von den Gumminippeln mitzunehmen (Schutz vor Klappern beim Fahren – sind sauteuer, doch sie gehen auch kaputt).
Der „Kleiderschrank“ ist genügend gross, hat viele Fächer. Das Gästebett hinten hat sich auch recht gut bewährt. Wir hatten schon wochenlang Gäste mit dabei, die schlafen dort echt gut. Allerdings dürfen die Gäste nur das allernötigste Gepäck mitnehmen – kein Platz.
Was haben wir zusätzlich eingebaut und hat sich bewährt?
Unter der Sitzbank haben wir ein Fach schreinern lassen, ca 48x45cm, abschliessbar. Das hat sich absolut gelohnt, ist ein Stau- und Geheimfach.
Zudem haben wir den Zugang zum Gästebett mit einer abschliessbaren Türe versehen lassen – hat sich sehr bewährt. Auch über der Küche haben wir eine Klappe schreinern lassen, damit die Gewürze etc. nicht rausfallen, lohnt sich ebenfalls.
Das Fahrzeug:
Wie ihr lesen könnt, haben wir den Partikelfilter raus genommen. Bisher hatten wir nie, einfach nie ein Problem in der Höhe mit unserem Sprinti. Er läuft perfekt – auch auf 5’200müM. Wir würden dies immer wieder tun, denn Leute die wir getroffen haben, hatten immer wieder echt Probleme in der Höhe, mussten unzählige Km im 2 Gang und sehr hochtourig fahren, um den Filter auszubrennen. Bei einigen hat das geklappt, bei anderen weniger. Hier in Südamerika könnt ihr den Filter kaum ausbauen – die Leute sind nicht geübt, die Gefahr, dass etwas kaputt geht oder nicht mehr richtig funktioniert ist sehr gross. Sie orientieren sich an Filmen im Youtoube…. Für uns ein „no go“. ALSO: ausbauen lassen in Europa wenn man länger unterwegs sein will.
Ebenfalls haben wir einen Zusatztank für Diesel einbauen lassen. Wenn man in den Bergen unterwegs ist, genug Treibstoff für die Rückkehr hat – kann es vorkommen (bei uns mehrfach), dass eine andere Route, eine längere, die Schönere wäre. Oder – auch mehrfach passiert – eine Strasse ist nicht passierbar…. ohne einen Hinweis!! Du stehst im Niemandsland plötzlich vor einem unüberwindbaren Hindernis, dann heisst es umkehren oder eben die weniger schöne Route zu nehmen, weil der Treibstoff ausgehen würde. Passiert uns durch den Zusatztank – der praktisch immer fast voll ist – nicht. Wir würden diesen Einbau immer wieder vornehmen.
4×4: für uns perfekt. Viele „Strassen“ hier sind echt schwierig zu fahren, mit 4×4 und Untersetzung hatten wir nie ein Problem. Ohne hätten wir schon das eine oder andere Mal umkehren müssen. Man muss bedenken, dass wir keinen Landrover fahren, mit dem wären viele Strassen einfacher zu fahren – doch wir haben unseren Sprinti und würden nicht tauschen wollen.
Luftfederung 8″ und Zusatzblatt hinten:
Einige – auch Fachleute – haben uns gesagt, das sei unnötig, teuer, lohne sich nicht. Da unser Sprinti „etwas übergewichtig“ ist (aufgelastet auf über 4 Tonnen), haben wir uns entschieden, von Anfang an die Luftfederung hinten mit 8″ auszustatten. War definitiv ein sehr guter Entscheid. Er fährt sich feiner und am Abend können wir durch die Einzelsteuerung das Auto für die Nacht besser ausbalancieren, ohne Bretter oder Steine oder Keile unterlegen zu müssen. Super.
Nach gut einem Jahr haben wir uns für das Einbauen eines zusätzlichen Federblattes hinten entschieden. Ein sehr guter Entscheid. Sprinti schwankt nun weniger (ist 3.35 m hoch), ist besser zu fahren.
Nehmt Ersatzfilter mit – hier bekommt man – auch in Mercedesgaragen – teilweise Alternativfilter. Das sich bisher nicht gelohnt – wir haben deshalb Originalfilter mit dabei.
Wasser: Wir haben einen 100-Liter Tank. Das Wasser benutzen wir nur zum Kochen und Spülen – NIE zum Trinken (kaufen wir immer). Im Tank haben wir eine Silberjone. Das hat sich bisher perfekt ausbezahlt. Noch nie waren wir krank wegen Wasser, wir haben nie Algenbildung im Tank erlebt. Wir haben in der Schweiz sogenannte Milchfilter gekauft und mitgenommen. Alle lachten uns aus, auch hier, wenn wir den Filter vor dem Tanken über den Schlauch stülpen. Doch beim Wasser tanken haben wir schon sehr sehr oft feststellen müssen, dass das Wasser – obwohl „potable“, trinkbar – eben nicht sauber war, Sand, Partikel etc. im Milchfilter hängen bleiben. Wir bleiben dabei – Milchfilter lohnt sich (google unter dem Titel „Milchfilter“).
Reifen, Oelwechsel: Wir haben BF Goodrich, AT, 17″. Die haben sich sehr gut bewährt, man bekommt sie hier in grösseren Städten.
Wir haben erst einmal die Pneus gewechselt, früher als nötig (wir hätten noch 4000km fahren können gemäss Garagist). Ebenfalls der Oelwechsel – hätten wir noch nicht machen müssen. Wir wechseln jedoch frühzeitig – fahren nicht auf dem letzten Zacken. Geiz mag zwar geil sein, doch wir wollen nicht alles ausreizen – unser Sprinti verdient eine gute Pflege – und das hat sich bisher zu 100% gelohnt.
Defekte: Wir hatten bisher mit über 70’000km auf allen erdenklichen „Strassen“ erst einen Platten eingefangen. Zum Glück einen schleichenden – wir konnten problemlos ins nächste Dorf fahren (weit ab der Zivilisation hat’s uns erwischt).
Ebenfalls haben wir nur einen einzigen kleinen Steinschlag-Schaden an der Windschutzscheibe – diesen haben wir in Puerto Montt problemlos flicken können – für ganze 4 Euro – man sieht fast nichts vom ehemaligen Schaden und es hält, auch bei heftigsten Temperaturunterschieden.
Freunde von uns hatten innert 2.5 Jahren FÜNF defekte Scheiben…… Geheimtipp: fahr auf den Ripiostrassen beim Kreuzen NICHT SCHNELL, nicht nahe am vorbeifahrenden Einheimischen vorbei. Die blochen wie blöd – sei kein Macho und geh vom Gas, das schont deine Windschutzscheibe und du „verlierst“ keine 5 Sekunden. Ansonsten brauchst du eine neue Scheibe – viel Zeit und Geld. Blöd …
Einmal brach unvermittelt der Strassenrand weg – ein heftiger Schlag und unser Stossdämpfer hinten wurde abgerissen. Blöder erging es uns im Salar de Uyuni. Wir brachen im Salzschlamm ein – durch das viele Wasser haben wir den „Weg“ nicht sehen können (siehe https://suitaontour.com/17-bo-vielfaeltiges-bolivien/). Dabei und auf der folgenden Fahrt auf der Lagunenroute mit äusserst schlechten Wegen wurden die Gummimanschetten an der Zahnstange defekt. Über die Zeit ging dann diese kaputt. Wir haben sie ersetzt und ebenfalls die Stossdämpfer – ein teurer „Spass“.
Apropos Ripiostrassen oder wie man dem sagen soll: Nach vielen Tausenden von Km erlaube ich mir zu sagen „Wir wissen, wie WIR Ripio fahren müssen“. Es gibt in den Foren viele „gescheite Informationen“ zu diesem Thema. Ich (Kurt) finde es schrecklich, teilweise richtig schlimm, was da zum Besten gegeben wird.
Unsere Erfahrung: Es gibt nicht DEN Ripio. Es gibt ganz viele davon, jeder ist wieder völlig anders und somit anders zu fahren. Jeder, wirklich jeder muss für sich herausfinden, wie er mit SEINEM Auto diesen oder jenen Ripio fahren muss. Die Abstände der Wellen sind sehr sehr unterschiedlich, die einen sind sehr hart, andere weicher, die einen sind Sand/Staub, die anderen mit brutalen Steinen durchsetzt – – immer wieder anders. Somit ist es auch nie gleich zu fahren. Mal schnell, mal Schrittempo, mal noch weniger. Es kommt auf das Auto drauf an, die Federung, den Radstand, die Pneus, der Luftdruck (mal lässt du Luft ab, mal nicht, mal mehr mal weniger). Es ist NIE gleich und schon gar nicht gleich für dich und mich. Und es ändert oft innerhalb 500m auch 3-4 Mal…… Finde DEINEN Weg, deinen eigenen. Alles andere an Tipps ist für mich nicht nützlich.
Auspuff: Da wir den Filter ausgebaut haben, ist der Auspuff recht nahe unterhalb der Beifahrertüre. DAS IST NICHT GUT. Hier gibt es viele „Strassen“, welche feinsten Staub haben, keinen Sand, STAUB. Und der wirbelt auf – ohne DPF. Und das ist echt schlecht für deinen Innenraum. Du wirst immer Staub im Innenraum haben, unumgänglich. Also schau, dass du mit dem Auspuff weg bist von den wichtigen Türen, Lufteinlässen – ansonsten erlebst du dein höllisches Staubwunder.
Somit sind gute Abdichtungen unerlässlich – denn hier ist es häufig sehr sehr staubig. Lieber eine Dichtung mehr als zu wenig. Man bekommt hier sehr selten Dichtmaterial – also frühzeitig kaufen.
Dieselqualität: wir hatten bisher noch nicht ein einziges Mal ein Problem mit dem Diesel. Wir tanken immer Eurodiesel oder immer an den grossen Tankstellen. Das mag zwar ein paar Rappen/Cent teurer sein – KAUM, ist unsere Erfahrung – doch es lohnt sich NICHT, billigen Treibstoff zu tanken. Das bringt dir nur Probleme. Sparen am falschen Ort ist nicht gut, wenn es um dein Auto geht.
In Bolivien ist (aktuell) der Diesel 3.72 für Einheimische. Für Ausländer (Autoschild) ist er 8.88!!!!!
Wir haben zig-fach getankt. Ein einziges Mal für 8.88 weil es einfach nicht anders ging. Ansonsten fährt man an die Tankstelle, ist nett zu den Menschen und frägt nach dem Preis. 8.88 ist die Antwort. „Ja ich weiss, aber für wieviel gibst DU mir den Diesel“? „Wieviel willst du bezahlen“?…. ist die normale Frage (wenn der Chef oder der Polizist nicht da ist oder gerade am Handy ist). 4 sagst du….. nein 7, nein bitte für 4…. nein 6…. bei 5 kannst du tanken….. 🙂 Wir haben das unzählige Male erlebt und es macht Spass. Auch wenn du 6 bezahlst….. ist besser als 8.88 🙂
Unser Packsystem mit Rako-Kisten: Das hat sich zu 100% bewährt. Allerdings würden wir heute mit der Hälfte an Material auskommen. Hier kann man alles kaufen, was nötig ist. Nimm nicht zu viel Kleider oder Werkzeug mit, halbiere, halbiere und dann halbiere nochmals. Du brauchst es nicht oder kannst es kaufen. Wir haben ein kleines Werkzeugset mit dabei und einen grossen, schweren, bestens ausgestatteten Werkzeugkoffer von Meister. Zu 99% brauchen wir lediglich das kleine Set, den Koffer erst 2x!!
Was hilfreich ist, das sind genügend Adapter – für Strom, für Gas und Wasser (Wasserdieb). Hier kaufen ist eher schwierig.
Resumée: Wir sind vollauf zufrieden mit Sprinti. Alle Investitionen, auch der Unterbodenschutz haben sich bewährt und gelohnt. Die Lagunenroute würden wir nicht mehr mit dem eigenen Auto fahren (Gewicht, schlechte Wege), sondern eine Tour mit einem einheimischen Fahrer machen – kommt billiger. Auto schonen, frühzeitig Öl und Reifen wechseln, nur guten Diesel nehmen und nur sauberes Wasser. Somit schont man das Auto, sein Budget und die Nerven.
Wir hoffen, dass die eine oder andere Person für sich interessante und nützliche Infos und /oder Anregungen erhalten hat durch diese Zeilen. Wir wünschen allen eine gute Fahrt, viele tolle Erlebnisse und Hals- und Beinbruch. Toi Toi Toi auf eurer Reise oder Vorbereitung.