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Projekt – „Huanca“ und „Spital Diospi Suyana“

Projekt Huanca

Das schwer erreichbare indigene Bergdorf Huanca liegt auf 3080müM und obwohl nur 75Km von Arequipa entfernt, mitten im Nada. Eine einzige kurvige, holprige und sehr staubige Strasse führt dorthin.

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Im ganzen Bezirk Huanca (372km2) leben heute nur noch 1010 Menschenseelen – 2007 waren es noch 1841, in den 90er waren es über 2’500.

Wie wir bereits im Bericht PE 18 – Auf den Spuren der Inkas geschrieben haben, lernten wir beim letzten Besuch das CETPRO (Centro Educativo Tecnico Productivo) kennen. Dies ist eine Bildungseinrichtung, welche Jugendlichen und Erwachsenen auf regionaler und nationaler Ebene eine qualitativ hochwertige technische Ausbildung anbietet die darauf basiert, die Teilnehmenden mit kreativen und innovativen Fähigkeiten auf den Arbeitsmarkt zu vorbereiten.

Die Ausbildung der Jugendlichen dauert 2 Jahre mit 3’000h und ist wie bei uns in der Schweiz wie eine Lehre mit Abschluss zu betrachten, welche auf den Arbeitsmarkt anerkannt wird. Der Staat fordert für eine „anerkannte Ausbildung“ die Hälfte der Stunden……
Aktuell besuchen rund 60 Jugendlichen aus der ganzen Region eine Ausbildung in der Gattung Schneiderei, Coiffure, Kosmetik, IT, und Weberei. Die Schule finanziert sich ausschliesslich über spärliche Spendengelder und Freiwilligenarbeit.

Aufgrund unseres Berichtes „Auf den Spuren der Inkas“ haben Franz S., Bärbel und Thomas S., unsere Freunde aus der Schweiz und Deutschland eine grosszügige Summe gespendet mit der Bitte, das Geld explizit für dieses Projekt einzusetzen.

Und so fahren wir wieder durch eine holprige Rüttelpiste, welche sicherlich Sprinti wieder eine Reparatur beschert, nach Huanca und freuen uns, die Lehrer und die Kinder wieder zu sehen. Und da sind wir wieder!!! Der Empfang ist überschwänglich, viele kennen uns noch vom letzten Besuch.

Nach dem Empfang, Erklärungen, allen Begrüssungen und neuen Bekanntschaften, vielen Fotos etc. erklären wir, dass wir für die Schule mit Spendegelder in der Höhe von 1500 Soles = CHF 450 (wir haben ebenfalls gespendet und die Summe aufgerundet) das am dringendst benötigten Material kaufen wollen. Wir kommen gerade recht, denn sie hatten in der Näherei und in der Weberei fast kein Material mehr, um für den nächsten Markt Ware für den wichtigen Verkauf zu produzieren.

Antonio, der Verantwortliche für das Weben arbeitet schon 3 Jahre hier. Zurzeit absolvieren 16 Jugendlichen und 6 Erwachsenen diese Ausbildung.

Er erklärt und zeigt uns im Detail wie das Weben vor sich geht.
Zuerst lernen die Schüler eigene Muster zu entwerfen. Er zeigt uns ein Muster für eine Blume und eins für ein Engel. Ehrlich gesagt, für uns sieht es eher aus wie ein Kreuzworträtsel…. Doch was daraus entsteht ist wirklich wunderbar.

Danach werden die Fäden (ca. 400 und je nach Muster) gewickelt und anschliessend auf den Webstuhl mit der Häkelnadel eingefädelt – eine unglaublich intensive Arbeit, denn wenn ein Fehler passiert, ist das Muster sichtbar fehlerhaft. Wir staunen ob der Genauigkeit der Jungs – wir würden uns wohl kaum in diesem Fadengewirr zurechtfinden. Wenn alles bereit ist, kann es mit dem Weben los gehen. Als Vorlage dient ein für uns undefinierbares Gekritzel und eine exakte Vorlage für die verschiedenen Pedalen, welche abwechselnd zu bedienen sind – dies macht schlussendlich das Muster aus. Und daraus entsteht ein wunderbares Kunstwerk.

Wir sind einfach begeistert!!!!

Hier eine kleine Übersicht der Produkte:

Hernestina, die Verantwortliche für die Näherei arbeitet seit 1 Jahr hier. Zurzeit absolvieren 12 Jugendlichen und 12 Erwachsene diese Ausbildung.

Auch in dieser Arbeitsgattung werden zuerst die Grundkenntnisse der Näherei wie z.B. kennenlernen der verschiedenen Stoffarten, Zubehör, Knopfloch- und Nähtechnik, etc. beigebracht um schlussendlich über das Selbstentwerfen und Nähen von Kleidungsstücken zur „Meisterschaft“ zu gelangen.

Mit grossem Stolz zeigt uns Hernestina eine selbstentworfene Einkaufstasche (als Ersatz für Plastiktüten). Die Schule hat vor kurzem bei einem gesamtperuanischen Wettbewerb von 64 Schulen mit dieser und anderen Arbeiten den 5. Platz belegt hat. Einfach nur Super!!!
Hernestina ist begeistert von Joly’s Falttasche, welche sie immer in ihrer Tasche mitführt und auch von unseren Schutzhüllen für das Tablett und die Handys – sie werden sofort abgezeichnet und werden demnächst als neue Produkte in der Schule hergestellt werden. Interessanterweise sind die Schutzhüllen von einem anderen Projekt. https://suitaontour.com/projekt-luz-de-esperanza/

Als wir wieder aufbrechen und uns von der Schule verabschieden wollen, hält der Schulleiter mit Tränen in den Augen eine Dankesrede, worauf die Kinder kräftig applaudieren. Ein Junge überrascht uns mit einer in der Zwischenzeit selbst gestrickten Mütze mit meinem Namen (Kurt) – es ist mir echt peinlich, ich bin mir solches nicht gewohnt, und Joly bekommt als Dankeschön einen wunderschönen Schal.

Lieber Franz, Bärbel und Thomas, dank euch haben die Schüler wieder genügend Material um ihre Ausbildung fortzusetzen.
Antonio, Hernestina und die gesamte Schule haben uns ausdrücklich gebeten euch folgenden Dank auszusprechen:
„Por favor queridos amigos, aceptan nuestro agradecimientos – estamos sumamente agradecidos“

Von der Schule haben wir das ok, die Bilder zu publizieren.

Projekt Spital Diospi Suyana

Als wir wieder einmal Netz haben und unsere Mails checken, finden wir eine wunderschöne Nachricht von Julianna und Markus aus der Schweiz.
Julianna und Markus haben wir vor langer Zeit in Hornopiren in Chile im 2018 getroffen.
Die beiden äusserst liebenswürdigen Menschen haben gut 6 Jahre lang im oben genannten Spital in Peru als Volunteers gearbeitet.
Unterstützt wurden sie damals von der Freien Evangelischen Gemeinde in Wil.

Die beiden bitten uns per Mail, dass wenn wir „in der Nähe dieses Spitals“ sein würden, sie gerne eine erhebliche Summe für das Spital und einer Gemeinde überweisen würden.
Wir sind zwar viele Tagesreisen davon entfernt und haben die Gegend nicht auf dem Plan, aber für eine solche Bitte ändern wir gerne unsere Route.

Damit wir jedoch das Geld dem Spital und der Gemeinde übergeben können, müssen wir es in Cash haben – was hier oft ein erhebliches Problempotenzial hat. Denn: die Automaten hier geben zwischen CHF 100 – 210 pro Bezug aus, viele gar nichts und es gibt sie meistens nur in grösseren Orten – nicht dort, wo wir sind.
Auf der Fahrt finden wir schlussendlich einen grosszügigen Automaten, der bereit ist pro Bezug CHF 110 auszuspucken und so blockieren wir ihn „für eine geraume Zeit“. 😊

Als wir im Ort ankommen sind wir vom Anblick des Spitals sehr positiv überrascht. Alles ist gepflegt, sehr ordentlich und es sieht wirklich wie ein Spital aus. Nicht wie die üblichen „Posto de Salud“ wo wir als Europäer nur schon vom Anblick wieder gesund werden…

Vor dem Spital ist es sehr lebhaft, viele Strassenverkäufer, Taxis und wartende Menschen. Wir fragen nach dem Padre, der unsere Kontaktperson sein soll. Joly sucht ihn mit dem Pförtner, ich suche den holländischen Hauswart, dem ich von den beiden Grüsse ausrichten soll.
Schlussendlich klappt alles und wir werden in das Büro des Padres gebracht. Vor der Eingangstüre des Spitals, den davorliegenden Wiesen und im riesigen Wartesaal (es läuft gerade ein Bibelfilm) sitzen viele Leute, die auf ihre Sprechstunde warten – etwas anders als bei uns zu Hause……

Der Padre ist sichtlich berührt, dass er Geld von den beiden nach so langen Monaten und auf eine so grosse Distanz für seine Arbeit erhält.

Während das gemeinsame Mittagessen erfahren wir etwas über die Geschichte vom Spital Diospi Suyana.
Diospi Suyana – heisst auf Deutsch „Vertrauen auf Gott“.

Die Idee sei 1991 entstanden sagt uns der Padre, als der Chirurg Klaus-Dieter John gemeinsam mit seiner Frau, der Kinderärztin Martina John, das peruanische Hochland bereisten. Angesichts der Armut und der medizinischen Unterversorgung der dortigen Bevölkerung, der Quechua, fassten sie den Plan, eines Tages dort ein Hospital zu errichten. Was für eine wunderbare Vision!!!

2002 wurde der deutsche Trägerverein „Diospi Suyana“ gregründet und 2007 wurde die Klinik eröffnet.
Heute, 12 Jahre später, ist die Klinik mit 55 Betten, 4 Operationssälen, Intensivstation, Labor und Röntgeneinrichtung ausgestattet und zählt zu einem der besten Spitäler in ganz Peru.
Etwa 180 peruanische Beschäftigte finden im Spital einen Arbeitsplatz. Ca. 40 Mitarbeiter aus dem Ausland erhalten ihre Bezahlung über private Förderkreise. Nicht zu vergessen sind die unzähligen Freiwilligen, derzeit rund 70.

Wir können den Menschen, welche sich auf diese Art für Bedürftige einsetzen, nur gratulieren. Das ist aus unserer Sicht genau die richtige Art um Hilfe vor Ort zu leisten.

Die Patienten bezahlen für eine Arztvisite einen Proforma-Beitrag von 4 Soles, CHF 1.20……. Der Rest ist meistens gratis. Das Spital lebt ausschliesslich von Spendengeldern, nicht vom Staat, nicht von der Gemeinde. Das weitaus meiste Geld wird von Christlichen Vereinigungen und christlich denkenden Menschen gespendet – und es ist viel viel Geld nötig.

Um weitere Menschen zu erreichen, wurde eine Radiostation eingeweiht – mittlerweile kann man rund eine Million Menschen damit erreichen. So erfahren die Leute von der Möglichkeit, sich im Spital für kein oder wenig Geld untersuchen und pflegen zu lassen – was unglaublich wichtig ist.

Warum? Wenn man hier in den Bergen, auf Höhen zwischen 2‘500 und 5‘200müM ein gesundheitliches Problem hat, dann ist man froh um eine solche Möglichkeit. Oft ist man Tage unterwegs, um eine ärztliche Hilfe zu bekommen. Das ist nicht die Schweiz, nicht Deutschland, nicht Österreich. Da wir nun schon länger hier unterwegs sind, wissen wir um die enormen Probleme der Leute hier. Kaum Transportmöglichkeiten, miserable Verkehrswege, kaum Gesundheitsstationen, kein medizinisch ausgebildetes Personal.
Dieses Spital ist ein Segen für die Leute und es wird zum Glück rege benutzt.

Um noch mehr Menschen zu erreichen, will man zusätzlich zum Radio ein TV Studio einrichten – denn auch hier in Peru wie z.B. in Italien läuft den Fernseher beinahe Tag und Nacht. 😊
Ein Aufnahmestudio und wunderschön eingerichtete Büros stehen schon. Es fehlen nur noch TV Fachleute welche für längere Zeit bereit wären, tatkräftig das Projekt aufzubauen. Wer also interessiert ist oder Leute kennt kann sich hier bewerben: https://www.diospi-suyana.de/mitmachen/ihre-mitarbeit/

Liebe Julianna, lieber Markus, wir möchten uns bei Euch herzlich für eure Grosszügigkeit bedanken. Durch Euch konnten wir diese äusserst wichtige und wunderbare Einrichtung, welche sich für bedürftige Menschen aktiv einsetzt, kennenlernen.

Übrigens: dein Nachfolger, ebenfalls ein Markus, lässt dich herzlich grüssen😊