alle anzeigen

Argentinien

Unendliche Weite, Farbenpracht und Naturwunder

Unvorstellbar, dass die Fahrt durch diese unendliche Weite so schön und eindrucksvoll sein kann!

Mehrmals stockt uns der Atem, nicht weil wir Asthmatiker sind – sondern weil wir zwischen SEHEN – VERSTEHEN – EMPFINDEN – schlicht überfordert sind.

So zum Beispiel im äussersten Norden von Argentinien, in der Provinz Jujuy.  Zwischen dem Grau der anderen Hügel, in einer trockenen Landschaft, leuchtet plötzlich ein Hügel mit schier unnatürlichen Farben auf – rot, violett, gelb, orange…… unser Gehirn hat Mühe mit dem Einordnen dieser unglaublichen Farbenpracht, die wir so noch nie gesehen haben. Es ist als hätte eine Laune der Natur ein Gemälde hingepinselt.

Kaum hat unser Gehirn das Gesehene einigermassen eingeordnet, kommt schon die nächste Überraschung:

Als wollten Sie die Natur bewachen stehen die riesigen Kakteen (Los Cordones)  in der Landschaft und wir mittendrinn. Viele von Ihnen zeigen Ihre Blütenpracht, andere haben ihren Lebenszenit bereits überschritten. Beide auf ihre eigene Weise beeindruckend und wunderschön. Die Cordones wachsen mit Vorliebe in Höhen bis zu 3.400 Höhenmeter, haben eine Lebenszeit von 250-300 Jahren und werden bis zu 12 m hoch. Aus dem leichten Holz mit den markanten Löchern fertigt man in der Region Fensterläden, Türfüllungen, Bilderrahmen, Kreuze und Kunsthandwerk. Ein Export, resp. Import nach Europa ist strengstens verboten. Zum Anschauen, was Einheimische damit alles herstellen, einfach fantastisch.

Entlang zerklüfteter Canyons steigt die Strasse mit vielen Kehren, bis wir auf einen gut 4100m hohen Pass ankommen. Beim Herumwandern um Fotos zu schiessen spüren wir, dass uns das Atmen schwer fällt.  In der Ferne leuchtet etwas Weisses. Unsere Neugier steigt – wir können es nicht lassen und fahren hin. Auf der Fahrt dorthin begleiten uns immer wieder Vicuñas. Sie schauen uns an und irgendwie haben wir das Gefühl, dass sie uns auslachen. Belächeln sie unsere  Neugierde oder unser Unwissen?

Das Leuchten wird immer intensiver und wir müssen unsere Sonnenbrille aufsetzen um das Blenden etwas zu reduzieren. Vor uns breitet sich der Salar Grande in voller Pracht auf. 

Wikipedia schreibt: Die Salinas Grandes liegt in einem Hochtal auf etwa 3.450 m über dem Meeresspiegel. Der etwa 212 km² große See entstand vor 5 bis 10 Millionen Jahren im Zuge tektonischer Veränderungen am Ostabhang der Anden. Dadurch verloren mehrere Flüsse, wie der Rio del San Antonio de los Cobres, der Rio de los Burros und der Rio Talao, ihren Abfluss und bilden heute die Hauptquellen der Salinas Grandes und der nördlicher gelegenen Laguna de Guayatayoc. Die 30 Zentimeter starke, meist aus Natriumchlorid bestehende Salzschicht wird nahe einer künstlichen Insel am Damm der Ruta Nacional 52 (Argentinien) abgebaut.

Wir sind wortwörtlich geblendet und begeistert. Einzig ein junger Mann, bedeckt von Kopf bis Fuss mit dunklen Kleider um sich vor der Sonne zu schützen, stimmt uns nachdenklich. Er erzählt uns, dass er hier den ganzen Tag Salzfiguren für Touristen fertigt. Er verdient sich so ein paar Pesos. Den Preis dafür bezahlt er leider mit einer völlig verbrannten Haut – und senkt so seine Lebenserwartung gewaltig. Er weiss es nicht – hat aber auch nicht eine wirkliche Alternative für seinen Broterwerb.

Wenn der Zorn der Götter sich auf der Erde entlädt und dadurch Naturwunderwerke entstehen, dann dürfen sie weiterhin zornig sein

Sanft fliessen die Flüsse Irai und Atuba ohne zu wissen, dass sie aufgrund eines Zusammentreffens Weltberühmtheit erlangen werden. In Curitiba, an der Grenze zum brasilianischen Bundesstaat Santa Catarina treffen sich die beiden, um gemeinsam westwärts zu fliessen.

In alter Zeit besiedelten die Guarani, eine indianische Ethnie, die Region. Sie nannten den Fluss „Iguaçu“ – „Grosses Wasser“. Damals herrschte der Gott (M)boi. Er gilt unter den Guarani als besonders rachsüchtig und erscheint stets in Form einer Riesenschlange. Jedes Jahr forderte er sein Tribut – eine Jungfrau als Opfer um besänftigt zu werden.

Doch in einem Jahr wollte die Auserwählte ihrem Schicksal entkommen und floh mit ihrem Geliebten auf einem kleinen Kanu den Fluss Iguaçu herunter. Als (M)Boi dies bemerkte schlug er voller Zorn eine Schlucht mit seinen gewaltigen Kräften auf das Flussbett und erschuf den gewaltigen Abgrund, der heute unter dem Namen „Teufelsschlund“ bekannt ist. Die Geliebten starben und was mit dem Gott (M)Boi geschah – weiss nicht einmal Wikipedia – so ist es eben mit dem Mythos.

Doch egal wie dieser berauschend schöne Wasserfall auch entstand – wir wollen ihn sehen und fliegen Richtung Osten –  Auf der Fahrt dort hin – auf einer schier nie endenden Strasse, gesäumt von einem dichten Wald – fliegen wahrhaftig Hunderttausende von gelb-orangen Schmetterlingen umher. Ein unglaubliches und nie gesehenes Schauspiel.
Wir steigen aus dem Bus, spazieren durch ein Stück Wald und plötzlich: ein unglaublicher Anblick. Tosend stürzen sich Millionen von Litern Wasser vor uns in die Tiefe, auf vielen hundert Meter Breite. Wir können den Zorn des Gottes (M)Boi mächtig spüren.  Eine dicke Gischt macht uns innert kürzester Zeit ziemlich nass – bald sehen wir aus wie begossene Pudel. Wir wandern dem Weg entlang, fotografieren unablässig, putzen die Linse wieder trocken, fotografieren weiter.

Wir sind überwältigt vom Lärm des Wassers, den riesigen Wassermassen. Auf Stegen können wir sehr nahe an gewisse Abgründe – den Preis zahlen wir mit pflotschnassen Kleidern. Was soll’s, wir müssen sie eh waschen, jetzt sind sie schon mal vorgewaschen und wir eingeweicht.

Wir haben Glück mit dem Wetter und können an zwei Tagen sowohl die brasilianische wie auch die argentinische Seite besuchen und viele tolle Fotos schiessen. Eine Kleinstauswahl siehst du unten.

 Reisezeit: Oktober 2010