Während wir auf unsere Freundinnen warten und Peru verlassen müssen (beschränkte Aufenthaltsbewilligungen), entscheiden wir uns, nach Nordchile zu fahren. Den Teil von Arequipa bis zur Grenze und runter nach Iquique kennen wir noch nicht.
Gespannt und voller Erwartungen fahren wir an die Küste des Pazifiks nach Mollendo, um anschliessend über die legendäre Panamericana durch die Atacama-Wüste in Richtung Süden zu fahren. Viel von dieser trockensten Wüste der Welt kennen wir bereits – doch noch lange nicht alles.
Es wird viel über die Reize der Atacama geschrieben wie z.B. bizarre Schönheiten, farbige Lagunen, heisse Quellen, endlose Stille etc. etc. und es ist tatsächlich so, dass die Atacama-Wüste mit unglaublich schönen und spektakulären Sehenswürdigkeiten gesegnet ist. Und wenn jemand das Glück hat wie wir, die Wüste in Blüte zu sehen, dann ist das ein einmaliges und unübertreffliches Erlebnis.
Wer diese Sehenswürdigkeiten sehen will muss in einer Fläche von 105.000km2 (so gross ist die Atacama-Wüste – im Vergleicht die Schweiz mit 41.285km2) genau wissen wo suchen.
Hier einige Impressionen von der wunderschönen Seite der Atacama.
Entlang der Pazifikküste zeigt sich die Atacama von der wenig schönen Seite. Einöde, einfarbig, staubig, langweilig und schmutzig. Zum Glück kaschiert in dieser Hemisphäre der Humboldnebel ein wenig diese echten Unschönheiten. Dieser Nebel besteht praktisch das ganze Jahr, die ganze Pazifikküste von Chile und Peru entlang.
Hier einige Impressionen von der unschönen Seite der Atacama.
Weiter nach Süden (zwischen Arica und Iquique) wird die Landschaft zusätzlich mit unendlich vielen Salpeter-Ruinen verunstaltet. Wir entscheiden uns, das ehemalige und mittlerweile UNESCO-Welterbe Salpeterwerk Humberstone zu besuchen und werden dabei dramatisch an den Salpeterkrieg von
1879 – 1884 erinnert.
Vor dem Krieg gehörte die Gegend zu Peru. Humberstone gehörte in seiner Blütezeit (nach dem Salpeter- oder Pazifischen Krieg) zu den allergrössten Salpeterwerken weltweit – es lebten dort über 3’500 Personen.
1890 förderte Chile 84% der ganzen Weltproduktion an Salpeter, 1906 noch 62%. In den 20er Jahren wurde in Deutschland die Ammoniak-Synthese erfunden, der Salpetermarkt brach ein. 1926 förderte Chile noch 40%, 1956 nur noch 1.5%. Kein Wunder, dass 1961 das Werk von Humberstone geschlossen wurde und seit da verfällt. Heute ist es ein Freilichtmuseum.
Wir schlendern durch die teilweise gut erhaltenen, teilweise sehr baufälligen Ruinen. Wir staunen, dass es ein grosses Theater mit Kino gab und ein Schwimmbad – aus dem Metall von grossen Metallsilos …… Es wurde 1935-36 gebaut, um den Niedergang und die Abwanderung zu stoppen. Es ist erstaunlich gross, 12x24m, mit einer Tiefe von 2.30m – – und dies alles aus Stahlblech…. An der Seite gibt es sogar einen Springturm.
Mich (Kurt) interessiert natürlich am meisten die technische Seite der Riesenstadt. Natürlich bin ich begeistert, als ich die Öfen sah, dann die elektrischen Anlagen, die Schmiede – – als ausgebildeter Maschinenschlosser hüpfte mein Herz natürlich beim Anblick dieser alten, mächtigen Anlagen – – UND DANN – – Sulzer-Diesel-Maschinen!!!! Einfach herrlich……… meine Schweizer Schlosserseele geniesst es.
Wir fahren ein Stück ins Landesinnere, durch einen wunderschönen, interessanten und abwechslungsreichen Canyon. Oben, auf fast 5’000müM angekommen erschrecken wir. Über mehrere km erstreckt sich der «Abfallberg» einer riesigen Kupfer-/ Goldmine, auch die Höhe dessen ist erschreckend – praktisch 1’000 Meter hoch……. Unglaublich was man hier mit der Natur anstellt – ein Bergmassiv von den Ausmassen viel grösser als die Lägern in der Schweiz werden einfach abgegraben, ausgewaschen und umgeschichtet………
Wir fahren zurück auf ca. 1’000müM, wieder überwiegt diese nicht wirklich hübsche Gegend…. Nach mehr als 500 gefahrene Kilometer absoluter Einöde verspüren wir dringend das Bedürfnis nach Farben, nach Leben und Abwechslung.
Wir fahren retour nach Arica, heutige Grenzstadt zu Peru. Im Salpeterkrieg wurde hier die letzte und entscheidende Schlacht geschlagen – Peru verlor hier innerhalb einer nur 55 Minuten dauernden Schlacht eine riesige Fläche mit vielen Mineralien an Chile. Im Museum oben auf dem „Cerro Morro de Arica“ finden wir sehr viele Zeugen und Informationen dazu.
Wir bringen Sprinti zur dringend nötigen Reparatur siehe => Resumée nach 2 Jahren in Südamerika unterwegs und schnappen uns den nächsten Flug nach Buenos Aires, um am Geburtstagsfest meines Cousins teilzunehmen. Bei dieser Gelegenheit besuchen wir einen kleinen Teil der Stadt Buenos Aires, darunter auch das legendäre, farbenfrohe und äusserst lebendige Viertel Boca. Was für eine Wohltat….
Im Juli ist es in Buenos Aires kalt und regnerisch, trotzdem hat uns das bisschen was wir bei unseren stundenlangen Spaziergängen gesehen haben, sehr gut gefallen. Wir werden bestimmt in einer anderen Jahreszeit längere Zeit dort verbringen.
Zurück in Chile heisst es für uns, Sprinti von der Werkstatt abholen und so rasch wie möglich von Nordchile Abschied zu nehmen. Diese Gegend haben wir definitiv gesehen……..
Auf dem Weg nach Arequipa, wo in Kürze unsere Freundinnen eintreffen werden, erfahren und erleben wir, dass alle Hauptachsen welche in die Stadt führen blockiert sind. Es wird heftig gegen das Bergbauprojekt „Tia Maria“ protestiert.
Hier eine kurze Zusammenfassung von Amerika 21 (Nachrichten und Analysen aus Lateinamerika)
Die Proteste vereinen unterschiedliche Bevölkerungsschichten und regionale Regierungen in der strikten Ablehnung der Konzessionsvergabe an den mexikanischen Bergbaukonzern Southern Copper Corporation. Sie befürchten verheerende Auswirkungen auf die Trinkwasserversorgung und Landwirtschaft. Der bereits seit Jahren bestehende Konflikt um die geplante Kupfermine in der Provinz Islay, Region Arequipa, 950 Kilometer südlich der Hauptstadt Lima, hat bereits mehrere Tote unter den Gegnern des Projekts gefordert.
In den betroffenen landwirtschaftlichen Regionen sehen sich vor allem die Bauern von dem von der peruanischen Regierung unter Präsident Martín Vizcarra wieder forcierten Projekt bedroht. Die Regierung verspricht sich von dieser Konzessionsvergabe Investitionen in die Region in Höhe von 1,4 Milliarden US-Dollar, welche in der Folge weitere Arbeitsplätze für die regionale Bevölkerung bringen soll. Jedoch hat der mexikanische Konzern keine vielversprechende Vorgeschichte bezüglich seines Umgangs mit Arbeitsbedingungen oder Arbeitsrechten vorzuweisen. Er respektiert weder das Streikrecht noch Verhandlungen oder Strafen für Verstösse gegen das Arbeitsrecht. 70 Prozent der Arbeiter sind out-gesourced, stehen also nicht mehr direkt unter Vertrag und besitzen somit praktisch keine Rechte. Daher sind neue soziale Konflikte zu befürchten.
Mehr dazu siehe Proteste gegen den Bergbau Tia Maria
Auch wir werden nicht verschont und stehen zum ersten Mal seit wir unterwegs sind, 40km vor Arequipa, vor verbarrikadierten Brücken und versperrten Tunnels inmitten von X-Tausenden von Lastwagen und anderen Fahrzeuge und kommen nicht mehr weiter. Wer die Blockade durchbrechen möchte, wird mit riesigen Steinblöcken beworfen – da vergeht einem das Durchbrechen von alleine.
Im Gespräch mit anderen Reisenden die wir in dem viele km-langen Chaos treffen erfahren wir, dass viele schon 4-5 Tage in der „Schlange“ stehen. Es ist nicht nur eine Kolonne, alles, auch das Seitengelände entlang der Strasse, jeder erdenkliche Platz ist überstellt mit Lastern und anderen Autos. Wie lange die Blockade dauert kann uns niemand sagen, nicht einmal die Polizei. ☹
Wir müssen aber durch… unsere Freundinnen kommen…
Ich (Joly) erlebe zum ersten Mal einen wirklich aufgeregten und ungeduldigen Kurt. Unzufrieden mit der Situation fährt er durch praktisch nicht passierbare Lücken, dann wieder zurück, dann durch neue Lücken, dann wieder zurück. Weil das nichts nützt, tigert er die blockierte Strasse auf und ab und sucht nach Alternativen, lange, sehr lange. Und wie die Redensart ja so richtig sagt: wer sucht der findet, er findet eine mögliche Lösung. Er erhält eine interessante Information (eine von unzähligen….). Anscheinend soll die südliche Hauptachse gemäss Aussage eines Lastwagenchauffeurs um Mitternacht für kurze Zeit geöffnet werden.
Für uns heisst die mögliche Lösung zurück durch diese Unmengen von Lastern, Autos, Menschen, ohne Recht und Gesetz fahren……..
Zudem besteht absolut keine Garantie dass
A: wir um Mitternacht auch dort sein werden und
B: dass sie dann auch offen ist
C: wir einen Umweg von über 350 Kilometer… IN DER NACHT…… fahren müssten
Inzwischen ist es 18.00h und schon dunkel. Wir müssen uns entscheiden….. wir fahren ja in der Regel nie in der Nacht. Wir besprechen das Dafür und Dagegen, kalkulieren das Risiko und entscheiden uns fürs Fahren.
Auf der teilweise freien Mittelspur, oft auch auf dem sandigen, steilen und felsigen Umgelände der Strasse, zwischen Unmengen von hupenden Lastwagen und uns unschön anschreienden Menschen, verschaffen wir uns mühsam den Weg zurück in die freie Fahrt. Wir kommen nicht darum herum, wie schon am Tag Steine auf der Strasse selber wegzuräumen……
Um 03:00h am nächsten Morgen, nach einer echten Höllenfahrt und insgesamt 17h im Auto erreichen wir nach einer überaus anstrengenden Fahrt mit sehr viel Verkehr unseren Campingplatz in Arequipa. Ein Stau von fast einer Stunde infolge eines Unfalles, viel dicken Nebels und hunderten von Lastwagen gaben uns noch den Rest.
Nun können wir uns von den Strapazen erholen und auf die bevorstehende Reise mit unsere lieb gewonnen Mädels aus Arni vorfreuen.
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„Willst du es Ihnen gleich sagen?“, raunt Kurt zu Joly mit verschwörerischem Blick….
„Unsere Gäste haben jeweils das Vergnügen, den Reisebericht zu schreiben“, kommt es von Joly mit einem Lächeln auf den Lippen.
Hier sind wir nun also – Fränzi und Micha – und geben einen Einblick in die vergangen dreieinhalb Wochen unserer Rundreise durch den Süden von Peru mit Joly, Kurt und Sprinti.
Kaum in Arequipa (mit einem Tag Verspätung, Überbuchung) angekommen, finden wir uns bereits mitten in der peruanischen Kultur wieder. Gestartet wird mit dem peruanischen Nationalgetränk „Pisco Sour“. Kaum ausgetrunken geht’s auch gleich hinein ins Restaurant Arthur, wo uns Joly und Kurt mit einem Kochkurs überraschen. Nach einem weiteren alkoholischen Getränk, das unserer kognitiven Fähigkeiten nur geringfügig beeinflusste, ergriffen wir die frisch gewetzten Messer und schnibbelten drauf los. Das Resultat war eine Chupe de camarones“ (Shrimp Suppe) und „Rocoto relleno“ (gefüllte Peperoni mit Kartoffelgratin) – köstlich! Bevor es ans Essen ging, führte uns Arthur persönlich in die Kunst des „Pisco Sour-Mixen‘s“ ein. Zum Glück mussten wir nach dem Genuss dieses Getränks keine scharfen Messer mehr wetzen… 😉
Nebst der schönen Plaza de Armas mit der beeindruckenden Kathedrale, dem Markt und zahlreichen Touristenläden besichtigten wir auch das Kloster Santa Catalina – eine Stadt in der Stadt. Das Kloster wurde 1579 gegründet und umfasst 20‘000 m2 Fläche. In den guten alten Zeiten wurden die 80 Häuser innerhalb der Klostermauern von den Nonnen, allesamt aus reichen Häusern, einzeln oder zusammen mit ihren Bediensteten bewohnt… Papst Pius IX fand dieses für einen Konvent wohl eher prunkvolle Leben nicht so toll und führte eine Reform durch. Heute müssen sich die rund 20 verbliebenen Nonnen den wegen den vielen Touristen beschränkten Platz zwar teilen und auf Bedienstete verzichten, dafür müssen sie auch keine 200 Goldstücke mehr bezahlen, um in den Konvent aufgenommen zu werden – win-win.
Am vierten Tag ging für uns die Reise dann so richtig los! Die Fahrt nach Toro Muerte habe ich (Micha) als Häufchen Elend zusammengerollt im Sprinti verbracht – Magenbeschwerden. Die anschliessende Besichtigung der Petroglyphen in Toro Muerto (2000-5000(!)) Felsen, in welche vor ca. 1500 Jahren Menschen, Tieren, Bedeutungen, etc. eingraviert wurden) war beeindruckend, aufgrund meiner Verfassung jedoch etwas streng und auch bei Fränzi hat sich langsam etwas angebahnt…
Da unsere Unterkunft etwas abseits lag, hat Joly kurzerhand den hübschen jungen Mann vor Ort gefragt, ob sie die Küche benutzen darf. Zu seinem Glück hat er zugesagt, weil er dadurch gleich selbst in den Genuss von Jolys Kochkünsten gekommen ist. Fränzi und ich waren an diesem Punkt beide ziemlich grün im Gesicht, doch Joly hat mit Ingwersuppe und Ingwertee Abhilfe geschafft, zumindest bei Micha.
Weiter ging’s durch die atemberaubende Landschaft des Valle de los Volcanos von 400 M.ü.M auf über 4900 M.ü.M und wieder runter auf ca. 3200 m.ü.M.! Viel Wasser und Coca-Bonbons haben uns geholfen, den enormen Höhenunterschied auszugleichen. In über 9 Stunden Fahrt bis in die Nacht hinein auf abenteuerlichen und extrem kurvenreichen Strassen hatten wir lediglich Foto- und Pinkelpausen eingelegt, davon jedoch reichlich. Was der Höhenunterschied mit unseren Flaschen anstellte, siehst du in 2 Bildern – mit dem Körper tut er übrigens dasselbe……
Nicht weniger holprig und kurvenreich, dafür mit einer anschliessenden Wanderung ging’s am nächsten Tag weiter nach Sangalle (St. Gallen?), einer grünen Oase am Grund des Colca Canyon bestehend aus zahlreichen Lodges. Um dorthin zu gelangen, muss eine recht abenteuerliche Fahrt von fast 3h auf ebensolchen „Strassen“ bewältigt werden – eine echte Herausforderung. Der Rio Colca sorgt dafür, dass die trockene Landschaft in verschwenderischem Grün erstrahlt und den Namen Oase tatsächlich verdient. Wohl dadurch fühlten sich die vielen Lodgebesitzer inspiriert „Oasis“ in die Namen ihre Unterkünfte zu integrieren. Das führte dazu, dass wir bei drei verschiedenen, durch schmale Trampelpfade voneinander getrennten Lodges angeklopft haben, bis wir dann schliesslich doch noch unsere Unterkunft gefunden haben – Bier und „Papas fritas“ verdient! Kurt’s Worte waren hier (einmal mehr) „äs isch „Bier-Uhr“.
Bevor wir tags darauf wieder nach Cabanaconde zurück gingen, haben wir den Cruz del Condor aufgesucht. Von diesem Aussichtspunkt aus kann man mit etwas Glück Condore beobachten – und Glück hatten wir. Die Vögelchen erreichen eine Spannweite von 3.2 Metern, ein Gewicht von bis zu 15 Kg und werden zwischen 80-100 Jahre alt. Beeindruckende Tiere, auch wenn die Geierart wohl eher keinen Schönheitswettbewerb gewinnt…
Am Abend war dann Joly an der Reihe mit Unwohlsein, was sich bei ihr in Halsschmerzen äusserte. Die aufmerksame Leserschaft wird es wohl schon erahnen; Joly hat mal wieder zu Ingwer gegriffen – genaugenommen zu Ingwerschnapps. 6.5 Gläser – hossa!!! Am Morgen war Joly geheilt – wahrlich eine Wunderwurzel 😉 (Ingwer – nicht Joly…)
Unser Weg führt uns dann an Sabancaya vorbei, der am stärksten aktive Vulkan von Peru. Dieses Land hat an Naturspektakeln unglaublich viel zu bieten. Wir kamen aus dem Staunen fast nicht mehr heraus und dann kam Espinar, eine Stadt, die… nun ja…. Was Peru an Naturschönheiten zu bieten hat, scheint es mit seinen Städten irgendwie zu kompensieren. Unzählige unverputzte, halbbebaute Häuser reihen sich aneinander. Leider ist keines davon fertig gebaut, was das Ganze ziemlich trostlos erscheinen lässt. Dafür haben wir dann Pilar kennen gelernt, eine junge Frau, die von Joly und Kurt unterstützt wird (siehe Bericht Projekt Juliana). In Espinar haben wir eine lustige Sache in Perus Städten kennengelernt – die Tele Taxis. Es handelt sich um eine Art „Tuctuc“, in welchen man für sehr wenig Geld von A nach B gelangt. Zwar nicht immer schneller als zu Fuss, aber wenn man die Dinger sieht, möchte man trotzdem damit fahren, auch wenn sich unweigerlich die Frage aufdrängt, ob der Abschluss einer Lebensversicherung klug gewesen wäre. Nach der Fahrt sind auch entweder die Rückenschmerzen weg oder erst recht da….
Zum Glück liessen die nächsten Naturspektakel nicht lange auf sich warten. Die „Montaña de siete colores“ und „Cierro Arco Iris/Winicunca“ sind Berge, welche aufgrund von verschiedenen, sich überlagernden Mineralschichten in Regenbogenfarben gekleidet sind. Vom Winicunca aus ist in einer ca. stündigen Wanderung das Valle Rojo zu erreichen. Wie der Name schon sagt erscheinen dort die Berge und das Tal knallrot – einfach zum niederknien!!! Während wird den „Montaña de siete colores“ als einzige Touristen bestaunen konnten, glich der Winicunca eher einem Ameisenhaufen. So viele Touristen haben wir noch nie auf einem Haufen gesehen… es sind pro Tag Tausende…. Glücklicherweise sind wir am Morgen früh aufgestanden und so hielt sich der Andrang auf dem Gipfel in Grenzen, auf dem Rückweg vom Valle Rojo hat sich uns dann jedoch das ganze Ausmass der Touristenlawine erschlossen…
Peru ist für Schweizer ein sehr günstiges Land. Wie günstig es wirklich ist haben wir festgestellt, als wir von Checacupe aus weiter nach Pisac fahren wollten und einen Platten an unserem Mietauto feststellen mussten. Da wir zwar einen Ersatzreifen (eher ein Motorradreifen!!) doch weder Wagenheber noch einen Nabenschlüssel im Auto hatten, liessen wir den Automechaniker kommen. Der ist angereist, hat das Rad mitgenommen, in seiner Werkstatt repariert, den Reifen zurückgebracht und wieder montiert. Das Ganze hat umgerechnet 6.- Schweizerfranken gekostet! Wie waren wir froh, dass wir für solche Fälle in der Schweiz eine teure Versicherung abgeschlossen haben… 😉 Wir waren so froh, dass wir dem guten Mann gerne Fr. 12.00 gezahlt haben…
Der touristische „Supergau“ unserer Perureise war Machu Picchu. Die Zugreise nach Machu Picchu war hübsch und es war eine willkommene Abwechslung für einmal nicht selbst hinter dem Steuer sitzen zu müssen. Doch da der Zug die einzige Möglichkeit für Touristen ist, nach Aguas Calientes und somit zum Machu Picchu zu kommen, kostet der Transport einiges (62$), genauso wie der Bus auf den Berg und erst recht der Eintritt zum Machu Picchu. Als dann auch noch Geld für die einzige (!) Toilette auf dem gesamten Berg verlangt wurde, mussten wir alle mit den Augen rollen und gleichzeitig etwas schmunzeln. Es wäre ja okay gewesen, wenn die Besichtigung des Weltkulturerbes problemlos möglich gewesen wäre. Doch leider funktioniert die Kontingentierung überhaupt nicht und so mussten wir uns auf den Pfaden durch die Ruinenstadt in eine lange Schlange von Touristen einreihen, was das Vorankommen ziemlich mühsam machte. Um ein Foto an beliebten Stellen schiessen zu können, wäre eine Nahkampfausbildung sehr nützlich gewesen. Es bleibt zu hoffen, dass die Peruaner die Touristenströme besser in den Griff bekommen, um der eindrücklichen Inkastadt besser gerecht zu werden. Dafür wurden wir durch das Essen im Restaurant „Incontri del pueblo Viejo“ entschädigt. Wer mal zufällig in Agua Calientes ist, dem kann das Restaurant wärmstens empfohlen werden!
Auch in Cusco haben wir es uns kulinarisch gut gehen lassen. Cusco war für uns mit Abstand die schönste Stadt, die wir in Peru gesehen haben. Auch abseits der Plazas waren die Häuser oder zumindest die Häuserfronten sauber verputzt, reich verzierte Balkons schmückten die Häuser und die engen Gassen, luden zum Spazieren ein. Da wir zwei ganze Tage in Cusco zur Verfügung hatten, buchten wir eine Stadtrundfahrt, um möglichst viel sehen zu können – und die Touristenfalle ist zugeschnappt. Höhepunkt der Kaffeefahrt war das „Coca-Ritual“ (dauert im Original sieben Stunden, bei uns zum Glück nur 10 Minuten), bei dem wir Cocablätter verbrannt haben und eine Art Schamane in Quechua mysteriöse Worte von sich gab. Unsere Gesichter waren bestimmt zum Todlachen. Als der Guide dann auch noch ein Gruppenfoto machen wollte, hat sich unser Überlebenstrieb gemeldet und wir haben die Flucht ergriffen.
Natürlich sind in Cusco auch die Einkäufe nicht zu kurz gekommen. Diejenigen Alpacas, welche von Fränzi nicht bereits nackt gestreichelt wurden, mussten dann halt die Wolle für unsere Schals hergeben.
Via Sicuani gings weiter nach Puno. Unser Ziel war die Insel Taquile, über die Joly und Kurt bereits im Bericht 18 erzählt haben. Nach dem Tourischock bei Machu Picchu und dem Touribusdesaster in Cusco haben wir uns aufgrund der Erfahrungen von Joly und Kurt mit den Uros (siehe Bericht Nr. 18) dazu entschlossen, ein Boot zur Insel Taquile zu chartern und die Uros NICHT zu besuchen. Nach ca. 3 Stunden Bootsfahrt auf dem Titicacasee, der so gross ist, dass er eher Titicacameer heissen sollte, sind wir schliesslich auf der Insel angekommen. Joly und Kurt haben definitiv nicht zu viel versprochen! Die Insel ist ein Traum und bereits bei der Ankunft merkt man, dass hier die Zeit etwas langsamer vergeht. Auch die Gastfreundschaft der Menschen ist zu spüren. Wir wurden am Steg von unserem traditionell gekleideten Gastgeber abgeholt und zum Haus seiner Familie begleitet, wo wir die Nacht verbringen durften. Nachdem er uns einige Dinge erklärt hat, überreichte er uns eine selbst gezeichnete Karte der Insel mit den wichtigsten Orten. Nach einem kleinen Spaziergang zu viert und einem späten Mittagessen mit einem fantastischen Ausblick über den See beschlossen Fränzi und ich den höchsten Punkt der Insel zu erklimmen, um von dort aus den Sonnenuntergang sehen zu können – ein Träumli! Und das Beste: Wir waren doch tatsächlich die einzigen Menschen auf dem Gipfel.
Die Insel hat noch eine weitere Besonderheit. Die Textilverkäufer bezahlen 15%, die Hostals 20% und die Restaurants 35% der Einnahmen als Steuer. Jeden Sonntag findet nach der Messe auf dem Hauptplatz eine Versammlung statt, jeden Sonntag. Dort zählt der „Präsident“ auf, was an Geldern eingenommen wurde und es wird zusammen diskutiert, wie es eingesetzt werden soll. Eben waren zwei Wege beschlossen worden – je drei Gemeinschaften mit je ca 300!!! Arbeitenden sind nun am Werk (siehe Fotos). Jemand wollte ein Stück Land an ein Touristenbüro in Puno verkaufen – das wurden von der Gemeinschaft abgelehnt – man will „keine Fremden“, die das Inselleben zerstören.
Auf der Rückfahrt nach Puno am nächsten Tag hatten wir Zeit, die Erlebnisse unserer Perureise Revue passieren zu lassen und unseren Gedanken nachzugehen, denn am nächsten Tag ging es bereits wieder zurück nach Arequipa und in den Flieger nach Hause.
Herzlichen Dank Joly und Kurt – ohne euch hätten wir Peru auf diese Art nicht kennen lernen können. Es war eine fantastische Reise und wundervolle, eindrückliche und schöne dreieinhalb Wochen mit euch zusammen!
Auch wir Joly und Kurt haben die gemeinsame Zeit sehr genossen – wir freuen uns schon heute auf eine Fortsetzung mit euch 🙂
Und hier noch weiter Impressionen aus Südperu:
So, nun wird der Bericht auf die Menschheit losgelassen und wir bereiten uns auf die Weitterreise vor – es soll Richtung Mitte und Norden von Peru gehen. Dies allerdings nur, wenn uns denn die Streikenden gnädig gesinnt sind und uns aus Arequipa ausreisen lassen – mal sehen.
Hasta la proxima