Die Grenzstadt in AR heisst La Quiaca, die in Bolivien Villazón. Die argentinische Stadt ist eine unscheinbare, eine wie Hunderte, nichts Spezielles, äusserst ruhig, eigentlich recht langweilig.
Wir fahren über die eher chaotische, schlecht organisierte Grenze – und der Teufel geht los. Eine Hektik, dutzende von Marktschreiern, viele Marktstände (die wie immer weitgehend das gleiche Sortiment anbieten) UND: grosse Jutesäcke voller Coca-Blätter. Fast die meisten Leute hier haben «eine dicke Backe», sie kauen alle Coca-Blätter.
Coca soll ja gut sein gegen Müdigkeit, Hunger, Kälte, für die Höhe und vieles mehr. Spannend: die Argentinos auf der anderen Seite – auf der gleichen Meereshöhe und demselben Wetter, zweihundert Meter entfernt – haben keine Coca-Blätter im Mund, hier in Boliven fast alle………….. 😊 Was in Uruguay, Argentinien und Südbrasilien der Mate-Tee ist, ist hier Coca. Und dieses Bild wird uns nun in ganz Bolivien begleiten – egal wo.
Auf der Fahrt kurz nach der Grenze Richtung Norden staunen wir. War die Gegend in Argentinien relativ flach, mit sanften Hügeln besetzt, wenig bis keine Vegetation ist hier plötzlich eine völlig andere Natur zu bestaunen. Schroffe, sehr tiefe Täler, steile Berge – einige mit Gras und Büschen bewachsen, andere karg und grau – vieles ist plötzlich sehr viel anders. Auch haben wir jetzt immer wieder viele Wolken, leichter Nieselregen, sogar Nebel – das haben wir seit Monaten nicht mehr gehabt. Eine wirklich andere Welt.
Uns war nicht wirklich bekannt, dass man in Bolivien einen guten Wein anbaut. Die Gegend von Tarija, ganz im Süden von Bolivien ist eine solche Gegend. Hier erhält man wirklich einen hervorragenden Wein. Einer wurde eben international als der zweitbeste Tannat weltweit prämiert. Er kostet hier immerhin CHF 12.50, doch der (scheinbar) Beste (Franzose) kostet rund 10 mal mehr……….
Wir haben noch andere probiert und dürfen sagen, dass die Weine hier echt gut sind. Also liebe Weintrinker: wenn ihr bolivianischen Wein findet, probiert ihn mal, denn früher hat man auch über die chilenischen und argentinischen Weine milde gelächelt………..
Spannend war für uns immer wieder, wie in Argentinien und Chile riesige, wirklich riesige Plakate an den Strassen stehen und Werbung machen für die Regierung, welche die Infrastrukturbauten erstellen (Todo por Chile, Todo por un Argentina mejor……..).
Geschlagen werden sie allerdings von Boliviens Nochpräsident Evo Morales. Der stellt auch solche Plakate auf, kleinere, dafür viel mehr. Und nennt auch Zahlen. Z.B. wie viele direkte und indirekte Arbeitsplätze durch ein Projekt entstehen, wie viele Häuser für wie viele Familien er in diesem Dorf finanziert, was die Sportanlagen kosten etc….. Wir finden es toll und verstehen, weshalb er vor allem bei der Landbevölkerung so unglaublich beliebt ist. Er versucht durch die meist völlig überdimensionierten und in erheblicher Anzahl vorhanden Sportstätten, den Wasserbauten, dem Finanzieren des Materials für die kleinen Häuser, dass die Landbevölkerung dort bleibt wo sie ist, das Land bewirtschaftet und nicht zusätzlichen Druck auf die übervölkerten Städte macht. Clever, sinnvoll, nützlich. Dies ist umso wichtiger, weil sehr häufig die Eltern in weit abgelegenen Orten – oder sogar im Ausland – arbeiten und im Dorf lediglich die Jungen und Älteren wohnen. Somit sind die vielen Schulen, Sportstätten und die Wasserinfrastruktur ein Muss für das Überleben des Dorfes. Allerdings stimmt uns nachdenklich, dass viele der Fussballplätze, die mit einem Kunstrasen (!!!!) bestückt sind, die Gemeinde Geld von den Jugendlichen verlangt für deren Benutzung – – und darum werden viele nicht benützt…………. DOOOFF.
Wir fahren über lange Pässe mit steilen Aufstiegen und Abfahrten auf einer guten Ripiostrasse Richtung Tupiza. Leider ist die Ripio sehr sehr staubig – was uns eine wirklich heftige Reinigungsarbeit bescheren wird. Wir staunen nicht schlecht, als kurz nach der Passhöhe auf ca 4’000m.ü.M uns plötzlich ein kleiner Tuck Tuck entgegenkommt. HIER, ein Tuck Tuck?? Wo sind wir? Verfahren?? 😊
Plötzlich, bei einer Handvoll Häusern mitten im Nada will Joly, dass ich anhalte. Es ist schon relativ spät, wir wollen hier irgendwo übernachten. Doch Joly hat anderes vor. Sie hat eine alte Dame gesehen, die wohl auf einen Transport wartet. Wir fragen sie – sie möchte nach Tupiza – wir nicht. Doch wie das Leben so ist – die Dame steigt ein und wir fahren halt ungeplant die gut 100km nach Tupiza in die Nacht hinein……..
In dieser umtriebigen Kleinstadt in der bolivianischen Wüste staunen wir wiederum, denn hier fahren uns die Tuck Tucks regelrecht um die Ohren, eine Unmenge. Später fragen wir Einheimische, wie viele es denn in der Stadt hat. 100, 200, 500?? Ja ja, sicher gegen 500 sagt einer. Wir schlendern durch den Markt, essen hervorragend im El Alamo, welches so richtig toll eingerichtet ist, ein kleines Museum. Mitten im Lokal steht so etwas wie ein Fiat 500 oder Mini Cooper, an den Wänden sind alte Bilder von Film- und Musikstars, es hat Puppen aus der POP-Zeit, einfach herrlich.
Am nächsten Morgen ist Sprinti mit Unmengen von Tuck Tucks zu parkiert. Viele Menschen versammeln sich auf dem Platz – wir fragen – es ist eine Versammlung, die jährlich stattfindet und hier ist der Sammelplatz. Jetzt können wir fragen, wie viele es denn tatsächlich gibt. Es sind 3 Organisationen im Dorf mit über 2’000 Tuck Tucks sagt uns die Leiterin, daneben gäbe es «noch ein paar Private»……….
Wir freuen uns ob der Vielfalt dieser herrlichen kleinen Kisten, welche hier das normale Transportmittel sind und die von den Besitzern so richtig toll ausgestattet und angemalt sind. Wir wandern noch zum Canyon del Inca und ziehen dann weiter Richtung Sucre.
In Sucre treffen wir Roxy und Frank (siehe Bericht im Kapitel „Projekte“). Wir fragen nach einer guten Übernachtungsmöglichkeit, resp. wo wir Sprinti 2 Wochen stehen lassen können. Reinigungs- und Wartungsarbeiten warten auf uns, denn nebst dem unsäglichen Staub funktioniert der Kochherd nicht, auch nicht die Heizung, der Auspuff muss geändert werden und anderes mehr. Zu unserer Überraschung können wir vor Roxys Elternhaus auf der Strasse parkieren und wir bekommen das ganze Haus zu unserer Verfügung gestellt. Fantastisch – zwei Wochen viel viel Platz, eine Dusche mit Warmwasser, eine Küche, ein Cheminée ……… einfach toll.
Wir geniessen in der freien Zeit die Stadt, gehen oft ins Café, haben vermehrt Internet und können so die längst anstehende Korrespondenz und Zahlungen erledigen, erleben die Stadt Sucre fast wie Einheimische. In Roxys Haus leben 4 Hunde – mit diesen freunden wir uns sofort an, wir versorgen sie jeweils und geniessen die Zeit mit ihnen und sie mit uns – denn vor allem Joly hat immer irgend «etwas zum Schlecken» mit dabei. In der Strasse sind wir natürlich sofort bekannt, denn ein solches Auto wie Sprinti gibt es auch hier nicht. So haben wir immer wieder wunderbaren Kontakt mit den Einheimischen.
War der Verkehr bisher recht gemächlich, geordnet, ändert sich das in Sucre schlagartig. Wegen den Unmengen von Löchern, richtig tiefen und grossen, den alle paar Meter vorhandenen tiefen Rillen weichen natürlich alle möglichst auf eine einigermassen fahrbare Stelle in der Strasse aus. Sehr oft ist diese Stelle genau da, wo du in der richtigen Spur fahren möchtest. Ruhe, Geduld und irgendwann mal auch eine grosse Portion Frechheit sind gefragt. Wir haben uns von den Taxifahrern sagen lassen, dass es in Bolivien durchaus ein Gesetz und Verkehrsregeln gibt – doch das interessiert hier absolut niemanden, weder jung noch alt. Alle fahren nach dem «Gesetz des Stärkeren und Frecheren». Funktioniert…… wenn oft auch schlecht, denn in der Regel fahren alle bei grün auf die Kreuzung, auch wenn es längst «dunkelgrün» ist und blockieren so die Kreuzungen. Dass der Verkehr so rasch zum Erliegen kommt, interessiert hier nicht wirklich – denn alle tun dasselbe, hupen drauf los was das Zeug her gibt. Andere Welt.
Und dann passierte das Unvermeidliche: die Freundin kam tatsächlich………………………..
die Freundin von Jolanda und Kurt. Meine Reise startete in Zürich und ging über Madrid nach Santa Cruz della Serra in Bolivien. Die Vorfreude war riesig, erlitt aber einen leichten Dämpfer durch den verspäteten Abflug in Madrid. Die 5 Std. Wartezeit am Madrider Flughafen wurden auch nicht durch die Abgabe von Wasser und Sandwich wirklich erleichtert. Das vegetarische Essen im Flugzeug klappte auch nicht und so war ich froh, eine Nacht in Santa Cruz gebucht zu haben um nicht direkt nach Sucre fliegen zu müssen. Ich wollte meinen Freunden schliesslich nicht mit schlechter Laune und viel zu wenig Schlaf begegnen!
Mein Hotel in Santa Cruz lag direkt neben der Plaza 24 de Septiembre mit der imposanten Kathedrale San Lorenzo. Der Platz ist sehr gepflegt und wird zu allen Tageszeiten rege von den Einheimischen und den vielen Tauben genutzt. Ein schöner und schattiger Ort zum Entspannen auch weil Santa Cruz nicht wirklich viele Sehenswürdigkeiten bietet. Nach einem erholsamen, langen Schlaf war es endlich soweit – Abflug nach Sucre um Jolanda und Kurt zu treffen.
Nach einem reibungslosen, knapp 40minütigen Flug in Begleitung der 1. Fussballmannschaft von Potosi (tätowierte Jungs, die den berühmten Vorbildern im Aussehen ebenbürtig sind) wurde ich herzlich empfangen. Die Sonne strahlte den ganzen Nachmittag mit uns um die Wette. Abends assen wir leckere Pasta im „La Taverne“, ein hübsches Restaurant an der schönen Plaza 25 de Mayo gelegen. Sucre gefällt mir sehr gut. Die weiss getünchten Gebäude und die verborgenen, schönen Innenhöfe sind einfach bezaubernd.
Leider blieb uns das schöne Wetter nicht erhalten. Während der Nacht goss es in Strömen, Donner und Blitz wechselt sich rege ab. Auch am nächsten Tag regnete es immer wieder. Ideales Wetter um ein paar Museumsbesuche zu absolvieren und Café zu trinken. Das Museo de Arte Indigena zeigt wahre Kunstwerke der gewebten Textilien von den indigenen Völker. Am besten hat mir der Markt am Samstag gefallen. Das bunte Treiben, die Einheimischen vor allem die Frauen mit ihren vielen bunten Röcken, die Vielfalt der Früchte und Gemüse – eine Augenweide.
Wir machen einen Ausflug im Sprinti zum „Parque Cretàcico“ um die X-Millionen alten Fussspuren von Dinosaurier zu bewundern. Über 5000 Spuren und somit die weltweit grösste Ansammlung gibt es hier zu bestaunen. Der Parque liegt direkt in einer Zementfabrikanlage, ist aber trotzdem hübsch eingebettet in die hüglige Landschaft von Surcré. Die Fahrt über Tarambuco, wo wir den Mercado mit den handgewebten Wandteppichen besuchten, brachte uns nach Villa Serrano wo ich meine erste Nacht im Wohnwagen verbrachte. In Villa Serrano bestaunten wir den aus einem einzigen Block Holz gefertigten „Charango“, ein über 6m langes Instrument, das einen Eintrag im Guiness Buch der Rekord hält (Foto bei La Paz am Schluss). Das „Charango“ wird jeweils zu hohen Feiertagen von 6 Personen bespielt!!!! Frühstück sowie auch Abendessen gab es im Wohnwagen. Genial wie auf diesem kleinen Raum doch alles seinen Platz findet, alles vorhanden ist und Jolanda und Kurt ein super eingespieltes Team sind!
Nach einer 6 ½ stündigen (für 112 km!!), holprigen Fahrt mit vielen Schlaglöchern erreichten wir endlich das idyllische schon fast paradiesisch gelegene Dörfchen La Higuera, wo der grosse Ché 1967 erschossen wurde (es ist mir bewusst, dass El Ché eine kontroverse Figur ist, für mich ist und bleibt er ein Held). Wir durften auf dem kleinen Campingplatz dem historischen „Casa Telegrafista“ übernachten wo wir von der sehr freundlichen, französischen Besitzerin herzlich bewirtet wurden. Nennenswert ist auch das Albergue «Los Amigos», dass von Nanou und Kris unterhalten wird. Kris hat ein umfangreiches Ché-Wissen und unterhält uns mit vielen spannenden Geschichten. Das Restaurant (mit Bar) ist gespickt mit vielen Fotos des Ché und handgefertigten Souveniers u.a. auch T-Shirts. Die Zimmer sind sehr hübsch und liebevoll von Nanou eingerichtet worden und mit verschiedenen Sujets bemalt worden. Auch sind die meisten Möbel und Accessoires von Kris und Nanou aus Treibholz hergestellt. Ein sehr freundliches, charmantes Paar, dass uns sofort als wahre Amigos behandelte.
Und weiter ging die Fahrt nach Samaipata mit Zwischenhalt in Valle Grande. Die schlechten Strassen waren eine wahre Tortour, die hübsche Plaza im verschlafenen Dörfchen Samaipata entschädigte uns dafür. Freude hatten wir alle drei an dem kleinen aber feinen Illy-Café. Guter Kaffee ist in Bolivien eher selten auch weil der Espresso wie andernorts auch einfach viel zu viel Wasser enthält. Natürlich hat das rein gar nichts damit zu tun, dass für uns Italienerinnen der Espresso lebenswichtig ist….. 🙂
Sehenswert ist auch das „El Fuerte“, UNESCO Weltkulturerbe, eine Heilige Pre-Inka Stätte, die von drei verschiedenen Kulturen verehrt wurde (Chané, Guarani und später den Incas). Unser Guide war sehr erfahren und voller Herzblut dabei, bei dem herrlichen Wetter und den wenigen Touristen schoss er selber auch noch Bilder der Stätte (er arbeitet seit 25 Jahren hier….). Auf dem Weg nach Santa Cruz haben wir bei den drei Wasserfällen, „Las Cuevas“ gehalten. Und auch hier wieder fast keine Touristen, viele bunte Schmetterlinge und Vögel und glasklares Wasser, das zum Baden einlud.
Ausserhalb von Santa Cruz steht der „Bio Parque Güempe“ wo Tiere, die aus dem Tierhandel befreit wurden und keine Integration in der Wildnis mehr möglich ist, einen Platz gefunden haben. Auch dieser Besuch des sehr gepflegten Parks, das auch Hotel, Restaurant und Schwimmbäder anbietet, hat sich gelohnt, wenn auch die Duschen leider kein Warmwasser hatten. Der Parque erhält keine staatliche Unterstützung, sondern ist auf zahlende Besucher angewiesen. Obwohl Bolivien sehr günstig ist, sind alle Parks, auch die staatlichen, eher sehr teuer. Die Nacht haben wir vor dem Bio Parque an einer sehr staubigen Strasse verbracht, trotzdem war es ruhig und die vielen Glühwürmchen waren hübsch anzusehen.
Selten habe ich Kurt so strahlen gesehen wie beim Besuch der „Queseria Suiza“ in Buena Vista. In der von Schweizer geführten Käserei konnte er eine leckere Schwarzwälder Torte geniessen und sehr guten Käse kaufen. Abends gab es Cordon-bleu und für mich Röschti mit Gemüse und Champignons an einer Rahmsauce. Leider wurde in einem der Cordon-bleu der Käse vergessen……. Kurt traf in Buena Vista einen „netten“ Polizisten, der ihn nach US$ 50 für einen neuen Pneu für das Polizeiauto bat. Kurt kam seiner Bitte nach längerem Zögern schlussendlich nicht nach und machte fortan einen grossen Bogen um den Polizeiposten 😊
Nach einer Übernachtung im örtlichen eher schmuddeligen Camping Hotel, dass von einer sehr freundlichen und redseligen „Evo Morales-Befürworterin“ geführt wird, machten wir uns auf dem Weg nach Villa Tunari.
Nicht nur machten wir die Bekanntschaft mit einer tropischen Hitze, sondern auch die Gegend schien zum ersten Mal auf dieser Reise stark verwahrlost. Wir haben nicht das Gefühl, dass die Einheimischen hungern aber die Abfallberge sind schlimmer als sonst und der allgemeine Zustand der Häuser, Strassen und sogar Menschen ist schmutziger und deutlich verwahrloster als sonst. Der Abfall und vor allem die Plastikberge sind leider ein Thema dem wir immer wieder begegnen. Abfalleimer sind sehr selten und Behälter für Abfalltrennung finden wir noch weniger. Unsere grossen Wasser Plastikflaschen à 6 Liter finden immer wieder dankbare Abnehmer. Für was genau die Einheimischen die Plastikflaschen verwenden, entzieht sich unserer Kenntnis.
In Villa Tunari entscheiden wir uns vor dem Hotel Romandia zu parken und die hoteleigenen Duschen zu benützen. Im Sprinti ist nur «Katzenwäsche» möglich da die Dusche wegend dem fehlenden Druck nicht wirklich nutzbar ist. Und immer wieder überrascht es mich, wie herrlich und überhaupt nicht selbstverständlich so eine warme Dusche ist, die erst noch genug Druck auf der Leitung hat 😊
Wunderschön war am nächsten Tag der Besuch des „Parque Nacional Carrasco“. Nicht nur eine Kühlung zur tropischen Hitze, sondern auch eine grüne Oase mit vielen interessanten Pflanzen, unseren blauen Lieblingsschmetterlingen, die unmöglich zu fotografieren sind da sie immer «rumflattern». In der Cueva (Höhle) Repechon hatte es sogar Fledermäuse. Die Parks dürfen nur nach Registrierung und in Begleitung eines Guides besucht werden. Gerne hätten wir noch den Parque Nacional Amborò besucht, leider hatten wir nicht genügend Zeit da es sich um einen Tagesausflug handelt, der nur mit Guide möglich ist und früh am Morgen startet.
Nach all der herrlich, grünen Vegetation war die Ankunft in der Grossstadt Cochabamba schon fast ein Kulturschock. Bei strahlendem Wetter besuchten wir sofort nach Ankunft die grosse Christusstatue, welche die Stadt überragt. Tatsächlich ist diese Statue sagenhafte (!) 44 cm grösser als das berühmte Vorbild in Brasilien. Sehenswert sind auch das „Museo y Convento Santa Teresa“ sowie das Palacio von Simon Patiño, dem in seiner Zeit reichsten Bolivianer. Der interessanten Erfolgsgeschichte von Patiño begegnen wir immer wieder – vor allem in Oruro wo er mit dem Kauf der Minen das grosse Geld machte. In Oruro, der wohl bolivianischsten Stadt Boliviens, besuchen wir das Museo Sacro wo uns der Guide mit sehr interessanten und ausführlichen Erzählungen zur Geschichte der Stadt aber insbesondere zum jährlich stattfindenden Karneval beglückt. Während des Umzuges wird die „Diablada“ mit bunten und schweren Masken aufgeführt. Dabei vermengen sich eindrücklich die christlichen und einheimischen Traditionen sowie die kulturelle Geschichte der Stadt. Im Museo Sacro ist auch der kurze aber interessante Besuch einer noch aktiven Mine enthalten. Spannend ist auch der Einstieg in die 17m tief gelegene Mine, der über eine steile Treppe im Vorraum der Kirche führt. Undenkbar, dass Kumpels auch heute noch bis zu 100m tief in der Mine arbeiten. Das Stadtbild von Oruro ist von der übergrossen Statue der Heiligen Jungfrau Maria geprägt, eine supermoderne Seilbahn, erst 2018 eingeweiht, führt hinauf.
Auf der Fahrt nach Challapatta begegnen wir wieder einer völlig anderen Landschaft als bis anhin. Weite Ebenen, Ackerbau und sehr wenige technische Fahrzeuge prägen das Landschaftsbild. Und zum ersten Mal sehen wir Vicuñas. Diesen eleganten, grazilen und sehr schüchternen Tieren begegnen wir nun viele weitere Male und jedes Mal sind wir begeistert vor allem von den süssen Jungtieren.
Leider zieht sich das Thema Abfallberge, Flussverschmutzung etc. durch unsere ganze Reise. Wir hoffen, dass bei der Wiederwahl von Evo Morales, der vor allem bei der Landbevölkerung grossen Anklang findet, das Thema Abfallentsorgung endlich grossflächig angegangen wird.
Der Salar von Uyuni ist einfach überwältigend und einmalig schön. Wir fahren direkt zum Denkmal Dakar, wo die Touristen Schlange stehen um sich vor dem Denkmal fotografieren zu lassen.
Kurt möchte seinen eigenen Weg über den Salzsee fahren und so kommt es, dass wenige Meter vor der richtigen „Strasse“, Sprinti steckenbleibt — natürlich zur Belustigung der anwesenden Touristen, die sofort das Handy zücken und fleissig fotografieren und aufnehmen. Auf jeden Fall ist das Timing perfekt. Kurt findet sofort einen Einheimischen, der gegen ein faires Entgelt Sprinti mit seinem Lastwagen rauszieht und die Abendstimmung bietet das perfekte Licht für stimmige Aufnahmen 😊.
Ganz so stimmig war es natürlich nicht, Kurt versank knietief im Schlamm und wurde auch noch von einem unbestimmten Tier gebissen. Auch brauchte es ein paar Anläufe bis der Camper endlich draussen war – ohne Spezialseil und -Bretter wäre es unmöglich gewesen. Wir übernachten direkt auf dem Salar, zuerst der Sonnenuntergang und anschliessend der Sternenhimmel und die Ruhe sind einfach berauschend.
Beim Eingang zum Salar steht ein kleines Denkmal zur Erinnerung an ein Unglück, das 13 Tote forderte. Wir sind erstaunt und fragen uns wie der Zusammenstoss auf dieser weiten Ebene möglich ist. Die Antwort finde ich im Netz und wird am Folgetag von einem Guide bestätigt. Zwei Tourenfahrzeuge sind auf einander geprallt, weil der eine Fahrer angeblich eingeschlafen sei. Unser Guide mit dem wir in einem Tagesausflug, die wunderschöne und eindrückliche Kaktusinsel Inkahuasi sowie die Isla del Pescador besuchen, ist da anderer Meinung und sagt, dass die Fahrer einander den Vortritt verwehren würden. Das können wir uns sehr gut vorstellen, denn wir müssen es leider täglich oft selber erleben! Die bolivianischen Autofahrer sind eher unanständige und nervöse Fahrer, die an den unmöglichsten Orten überholen und sehr gerne hupen und drängeln. Kurt beschwert sich immer wieder und zu Recht über die unmögliche Fahrweise der Bolivianer.
Die Strassen rund um Uyuni und auch zu den Lagunen sind ein Albtraum. Wir haben nicht erwartet, dass diese „Strassen“, die doch täglich von Touristen (meistens ins Tourenfahrzeugen) befahren werden, in einem so desolaten Zustand sind. Oft ähneln sie mehr einem Bachbett denn einem Weg. Es schüttelt und rüttelt aber vor allem tut uns Sprinti leid. Beruhigend, dass Kurt ein guter und geübter Fahrer ist, der (ausser im Salar 😊) Sprinti jederzeit im Griff hat.
San Juan del Rosario, unser nächstes Übernachtungsziel ist genau so trostlos wie Uyuni. Die Nekropolis sowie das kleine aber feine Museum lohnen aber den Besuch. In den Gräber befinden sich noch Skelette sowie Gegenstände wie Töpfe, die den Toten beigelegt wurden.
Die Lagunenroute war der Hammer! Wir bestaunten die Lagunen Hedionda, Colorada und einige mehr, durchquerten die Wüste Siloli, badeten in den wunderbaren Termen Aquas Termales Salar de Chalviri, bestaunten die Geysire der Sol de Mañana sowie die Felsformationen der Rocas de Dali und Arbol de Piedra. Die vielen Flamingos und Vicuñas, die die Lagunen bevölkerten, die Sonnenuntergänge einfach perfekt und wunderschön. Mitten in der Wüste erreichten wir den höchsten Punkt von 4’976m!
Die Rückkehr in die Zivilisation führt uns auf weiterhin holprige Strassen über Atolla und dem hübschen Dorf San Cristobal. Die Fahrt nach Potosi geht über eine geteerte (!) Strasse nach Uyuni. Und beschert uns eine abwechslungsreiche, intensive Reise. Herrlich der Wechsel von Wüste ins Grüne mit Bäumen, Kakteen und vielen Lamas. Rund um Potosi herrscht leider das absolute Abfallchaos.
Einfach entsetzlich und traurig! Der Raubbau am Berg ist eine wahre Katastrophe – er wird effektiv abgebaggert, von den Abgasen und der schlechten Luft ganz zu schweigen. Trotzdem und überraschend hat Potosi einen sehr hübschen Stadtkern. Da alle Führungen in der gesamten Stadt um die gleiche Zeit stattfinden, ist es uns nur möglich an der Führung in der „Casa della Moneda“ teilzunehmen. Wie so vieles in diesem vielfältigen Land, gibt es auch dafür keine logische Erklärung. Es ist nun mal so und beweist einmal mehr, dass der Tourismus noch in den Kinderschuhen steckt. Die zweite Nacht verbringen wir nicht in der Stadt selber, sondern im entzückenden „Museo y Hotel Cayara“, dass nur wenige Kilometer entfernt in einem fruchtbaren Tal liegt. Unterwegs geniessen wir ein warmes Bad in der Terme von Miraflores.
Nach über 3 Wochen im Sprinti ist es doch ein bisschen ungewöhnlich, in einem richtigen Zimmer zu schlafen. Die Hacienda (mit Käserei) wird von Bolivianern geführt und macht einen sehr gepflegten Eindruck. Wir geniessen das stillvolle Ambiente vor dem Kamin bei einem guten Schluck Wein und anschliessendem Nachtessen.
Auch die Strasse nach Sucré ist in einem sehr guten Zustand. Nein, das Gerüttle und Geholpere der Strassen rundum um Uyuni vermisse ich bestimmt nicht! Wir sind vor 4 Wochen in Sucré gestartet und Sucré ist auch der Abschlussort dieser wunderbaren Reise und für mich mit Abstand die hübscheste und sauberste Stadt Boliviens. Ich geniesse die letzte Übernachtung im Sprinti sowie das Zusammensein mit Jolanda und Kurt sehr, bevor ich voller Wehmut nach Santa Cruz fliege um über Madrid nach Berlin zu reisen.
Ich kann nicht fassen, dass 4 Wochen so schnell vorbei gehen können! Es war eine intensive, spannende, bunte und vielfältige Reise. Ich bin meinen grosszügigen, herzlichen und wundervollen Freunden für dieses Erlebnis sehr dankbar. Ich werde Euch, Jolanda und Kurt schrecklich vermissen und die familiäre Atmosphäre und Intimität im Sprinti auch. Grazie amorucci mie e a prestissimo!!!
Auch für uns war der Abschied von Claudia voller Emotionen – Es waren 4 wunderschöne und erlebnisreiche Wochen welche unsere Freundschaft noch stärker zusammengeschweisst hat und wir freuen uns sehr auf eine Wiederholung.
Unsere Reise führt uns weiter nach La Paz. Wir waren sehr gespannt auf die Stadt welche wir bereits vor gut einem Dutzend Jahren besuchten. Und Sie überraschte uns und wie…. Inzwischen ist die Stadt viel moderner geworden und 10 Seilbahnen verbinden beinahe jeden Ecke der Stadt miteinander. Wir geniessen es, wortwörtlich über die Stadt zu gondeln, beim Hexenmarkt zu flanieren, Ernesto Cavour’s Charango-Künste zu lauschen und noch vieles mehr. P.S. Ernesto Cavour: er ist mittlerweile 80, weiss den Namen seines Freundes, der ihn auf der Gitarre begleitet nicht mehr, auch nicht den Namen des von ihm komponierten Stückes – – aber wenn er anfängt seine Charango zu spielen (links- und rechtshändig!!!), dann ist er ein absoluter Virtuose. Einfach fantastisch der Mann – er hat ein Museum von rund 2’500 Instrumenten, viele davon Eigenentwicklungen, wie die Doppelgitarre mit 6 und 12 Saiten.
Auf einer der Seilbahnfahrten sehen wir den Hang, der 4 Tage vorher infolge starken Regens wegrutschte – über 60 Häuser gingen buchstäblich „den Hang runter“ und wurden zerstört. Die betroffenen Familien leben derzeit in einfachen Zelten neben dem Unglückshang auf einer nun abgesperrten Strasse. In europäischen Medien lesen wir davon und dort wird geschrieben, dass diese Häuser alle illegal erbaut wurden und darum das Unglück geschehen sei. Das ist völliger Schwachsinn, denn der Hang ist einer von unzähligen identischen in La Paz, ein Grossteil von La Paz ist so gebaut. Es hatte einfach viel zu viel geregnet und irgendwann rutscht in La Paz wieder ein Stück Hang den Berg runter. Eine Falschmeldung einer Agentur wird nicht wahrer durch Mehrfachwiederholungen. Illegal waren höchsten ein paar Kleinst-Anbauten, definitiv nicht die Häuser.
Wir sind begeistert von den Seilbahnen und befahren einen ganzen Tag lang 9 von 10 Bahnen, geniessen die Fahrten und auch das Umsteigen – das geht alles perfekt, ist super organisiert und erst noch günstig (die erste wurde 2014 und die letzte dieses Jahr eingeweiht). Für die La Pazis sind die Seilbahnen ein sehr rege benutztes Transportmittel geworden – für die Taxifahrer allerdings sind sie Arbeitsdiebe – sie beklagen sich wegen der weniger gewordenen Arbeit. Und dann fahren wir hoch nach El Alto – ein Albtraum. Die Stadt liegt oberhalb von La Paz auf einem Hochplateau – La Paz schwappte irgendwann mal über den Rand raus und El Alto entstand. Sie ist mittlerweile grösser als La Paz und ein absoluter Graus. Die „Strassen“ sind fast nicht zu befahren, der Verkehr auf den beiden Hauptachsen absolut bestialisch, chaotisch, völlig unkorrekt…. und die Häuser sind meist in einem desolaten Zustand – und die Stadt wächst täglich weiter. Kein Wunder, dass die Kriminalität, Drogen- und Alkoholsucht hier floriert.
Wir sind froh, dass wir hier bald weg können.
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Mehr InformationenNun müssen wir aber weiter ziehen, unsere Tage in Bolivien sind gezählt – doch vorher möchten wir ein weiteres Projekt in El Alto unterstützen. Wir werden demnächst darüber berichten.
Hasta la proxima