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15 – CH – Wirbelsturm und fliegendes Fenster…

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Als wir Sprinti wie üblich für die Weiterreise vorbereiteten stellten wir fest, dass die Atacama-Hitze unser Schlafzimmerfenster total verzogen hatte….. (verzogen heisst total zerstört, unbrauchbar, defekt, Schrott) ☹ Unschön, dafür sehr originell sah nun unser Fenster aus.
Kurt war sehr verärgert darüber – ich hingegen fand unser neues Fenster «à la Gaudi» total cool – was Kurt noch mehr ärgerte!!! Doch mit dem neuen Modell musste er sich abfinden bis………… Auflösung folgt.

Unser Ziel war nach Bolivien (wir waren nur noch knapp 50 km von dessen Grenze entfernt) und Süd-Peru zu fahren. Wir wollten dort bei der legendären Rally Dakar (Anfangs Januar) und der Fastnacht von Oruru (Ende Februar) dabei sein. Doch bis dahin hatten wir noch sehr viel Zeit und so entschieden wir uns, noch einige Pässe zu fahren. Wir hatten gehört und gelesen, dass der Paso Sico (4’092) sehr schön sein sollte.
Und tatsächlich – die chilenische Seite ist ein wahres Spektakel. Bei jeder Kurve überraschte uns eine neue Landschaft – wunderprächtige, farbige Lagunen und eine wunderbare asphaltierte Strasse.

Und dann…… das absolute Highlight unserer Fahrt!!! Genau am Paso Fronterizo (Grenzposten), als die Adouana Sprinti durchsuchen wollte geschah es…. Ein Wirbelsturm, der alles was im Wege stand und nicht fest genug angemacht war wegräumte, kam direkt auf uns zu – alle flohen vor den fliegenden Steinen. Er fegte direkt über Sprinti und dann vorbei – und mit ihm unser Gaudi-Fenster – es war ZU, will heissen GESCHLOSSEN. Und nun war es weg…….. Wie kann ein geschlossenes Dachfenster einfach wegfliegen???

Die verkleinerten Stückchen und Scherben lagen „viele“ Meter von Sprinti entfernt und wurden vom Wind immer weiter weg getragen. Der Zöllner vergass die Inspektion, Kurt machte riesige Augen, war sprachlos und ich wage nicht zu sagen wie ich mich fühlte beim Anblick meines zerstörten Gaudi-Fenster☹ Wie sollten wir jetzt ohne Schlafzimmer-Fenster weiterfahren? Es war zwar schönes Wetter – und eine Cabriolet-Fahrt wäre sicher schön gewesen. Aber bei diesem Wind und Staub??? 3x NEIN!! 1000x NEIN!

Wieder einmal hatten wir Glück im Unglück! Der Zöllner hatte eine lange Leiter und ein Stück plastifizierten Kartons – wir hatten Panzerband!!! VIELE METER. Und so konnte der inzwischen sehr erfinderische und allesreparierende Ingenieur Kurt aufs Dach steigen und das «Loch» provisorisch zukleben.

Die Weiterfahrt nach San Antonio de los Cobres konnten wir nicht wirklich geniessen – und das nicht nur, weil die Strasse in einen miserablen Zustand war. Unsere Gedanken waren beim EX-Fenster und wie wir dies so schnell wie möglich ersetzen könnten.

Als Erstes mussten wir unsere Pläne nach Peru und Bolivien zu fahren abschminken. Dann erhielten wir einmal mehr einen Hinweis von unserem Sprintiverkäufer (Käser Camping in Bischofszell, toller Kerl) und machten uns auf die Suche im Internet. Wir fanden heraus, dass das Fenster aus Deutschland kommt und somit „hier nicht an jeder Ecke“ zur Verfügung steht…

Wir kontaktieren jede mögliche Quelle die uns eventuell helfen könnte. Freunde die gerade in der Schweiz sind und demnächst wieder nach Paraguay fliegen, der Hersteller vom Aufbau unseres Hauses «La Strada» (die haben Weihnachtsurlaub bis zum 07.01.2019… und die machen die absolut schlechteste Falle…….auch in diesem Fall, unglaublich mies diese Bude). Wir suchen schlussendlich auch mögliche Händler in Argentinien und Chile etc. etc… Nun heisst es für uns auf eine rasche Antwort zu hoffen (es sind FESTTAGE!!!!) und dass Petrus unsere abendlichen Gebete erhört und der Regen irgendwo fallen lässt – einfach nicht dort wo wir sind. Und Petrus hatte Mitleid mit uns – ganz in der Nähe schneite es und ein heftiges Gewitter zog wenige hundert Meter von uns vorüber….

Guten Mutes entscheiden wir uns im Norden von Argentinien, in der sogenannten Puna, aufzuhalten und ein weiteres Stück der Ruta 40 zu fahren. Von San Antonio de los Cobres fahren wir über die Abra del Acay – auch bekannt als «nido del viento blanco» (Nest des weissen Windes) in Richtung Cachi. Mit einer Höhe von ungefähr 4’895 müM (ungefähr, weil… unser GPS zeigte 4’992müM – andere Quellen sagen sogar 5’050müM) gilt er als höchster befahrbarer Pass in Südamerika (der weltweit höchst befahrbare Pass ist der Semo La in Tibet mit einer Höhe von 5‘565müM).

Im Zickzack schlängelt sich der Pass in die Höhe und lässt uns während der Fahrt alle Jahreszeiten erleben. Von Sonne bis zu Schneegestöber – das ganze Programm. Rundherum schmückt sich der Pass mit einer kargen jedoch faszinierenden Natur – auf dieser Höhe können nur noch die Vicuñas, Lamas, tiefer unten Geissen und Schafe leben. Andere Tiere eventuell auch – aber die haben sich uns nicht gezeigt.
Der Pass wurde am 8. Juli 1960 nach 3 Baujahren eröffnet. Seine 59Jahre sieht und spürt man bei der Fahrt. Ecken und Kanten, enge Passagen und ein harter Ripio zwingen mein Herz ab und zu zum Stillstand. Nicht nur die Höhe erschwert mir das Atmen…. Aber Kurt und Sprinti haben das voll im Griff – das hilft ein wenig zur Beruhigung. Allerdings sind wir froh, dass bei den engsten Passagen nicht noch plötzlich Gegenverkehr auftaucht, denn über hunderte von Metern ist keine, aber auch wirklich keine einzige Ausweichmöglichkeit. Spass muss sein 🙂 => gilt nur für Kurt!

Auch Kurt hält zwischendurch an (siehe Video unserer Autokamera) jedoch um zu fotografieren (bitte warte ein paar Sekunden und hab Geduld, er fährt gleich weiter, danke).

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Inzwischen hat der mittlerweile sehr akrobatisch-begabte Kurt fast 2 Rollen bestes Panzerband auf dem Dache verklebt (hey, das sind weit über 70m………..), denn der heftige Wind und viele Äste haben immer wieder daran gerüttelt und gezupft. Irgendwie muss das Fenster in dieser Form sehr attraktiv für Wind und Äste sein und die wollen es unbedingt und immer wieder „streicheln“….

Wir stechen weiter in die Argentinische Puna (Hochland) Kurt will unbedingt zum Tolar Grande. In El Peñon machen wir einen Stopp – wir wollen hier das noch relativ unbekannte Naturspektakel Campo de Piedra Pomez, den Vulkan Galan mit einem Krater von 36x42km (einer der grössten Krater der Welt) die Laguna Grande mit ca. 14‘000 – 18‘000 Flamingos und die Laguna Diamante mit der farbigen Quelle besuchen.

P.S.: Es ist inzwischen Ende Jahr und wir haben immer noch keine Antwort bezüglich Fenster erhalten ☹☹ aber Petrus – der ist auf unserer Seite 😊😊(Geile Siech… nennt ihn Kurt).

Die Wege die dorthin führen sind mehr schlecht als recht und so entscheiden wir, Sprinti zu schonen (auch weil ein Stossdämpfer völlig verbogen und abgerissen ist) und die Fahrt bei einem Einheimischen zu buchen.

Was wir hier zu sehen bekommen, möchten wir euch mit Fotos zeigen – einfach EINMALIG!!!

Campo de Piedra Pomez

Vulcan Galan

Die Höhe und die Wärme strapazieren uns so stark, dass wir den Übergang ins 2019 schlicht und einfach verschlafen☹☹☹ Dafür erhalten wir die Lösung für unser Fenster – und die heisst: Santiago de Chile – gerade mal gute 2‘500 km entfernt. Hey Freunde, das ist die Strecke von ZUERICH nach BERLIN und dann nach MOSKAU………. kei Schläck…..

Einmal mehr muss Kurt schweren Herzens auf seine Wünsche verzichten und den Kurs ändern.

Wir studieren die Landkarte und machen wie so oft aus der aktuellen Situation das Beste. Der mittlere Teil von Argentinien und Chile haben wir noch nicht bereist – eine gute Gelegenheit es jetzt zu tun. Zudem wird dann Kurt (immer noch mit Schmerzen) sich in einer ausgewiesenen Klinik in Santiago de Chile, gründlich untersuchen lassen.

Anhand von Büchern, Empfehlungen und Internet planen wir unsere neue Reise rund um das neue Fenster und Reparaturen bei „M+M“ (Mann und Maschine) 😊

https://drive.google.com/open?id=15kPFLnoSh00aQ1rnZZ3nyCcIkRx46Aol&usp=sharing

Wir kommen im Genuss eines weiteren Teils der Ruta 40 – (eher unspektakulär). In Chilecito bleiben wir einige Tage hängen. Auf der Plaza 9. de Julio herrscht Tag und Nacht ein reges Treiben und wir können beobachten, wie eine Menschenschlange von sicheren über 200Meter vor der Bank ansteht, um ihre Zahlungen und Abhebungen zu machen. Danach beginnt für die Argentinos die Urlaubszeit – wie in Italien „Ferragosto“.

In Chilecito befindet sich auch etwas ganz Besonderes – eine im 1904 von der deutschen Seilbahnfirma Adolf Bleichert & Co. gebauten Materialseilbahn. Mit einer Länge von 35 km galt sie für lange Zeit als längste Seilbahn der Welt. Die höchste Bergstation liegt auf 4‘600 Meter.

Es wird uns gesagt, dass der Bau innerhalb von 18 Monate stattfand. Der Bau der ganzen Seilbahn erfolgte in Leipzig – danach wurde sie in Einzelteile zerlegt, verschifft und vor Ort wieder zusammengebaut.
Früher wurden die Bodenschätze (Gold, Silber, Kupfer, Eisen) durch Manns- und Mauleselkraft heruntergebuckelt. Ein Transport von der obersten Mine „La Mejicana“ bis zum Bahnhof wo die Ware anschliessend in Form von „Gestein“ nach England verschifft wurde, benötigte über 1 Woche. Warum verschifften die Steine statt das Metall vor Ort zu schmelzen und dann nach England zu verschiffen? Uns wurde erklärt, dass dies wegen den damals üblichen Diebstählen von Metall so gemacht wurde – teure und schwere Variante!!

Bevor wir den Paso Aqua Negra (4‘780müM höchstgelegener Grenzübergang zwischen AR und CH) überqueren um wieder nach Chile einzureisen, machen wir einen Abstecher im Parque Provincial Ischigualasto, der wegen seiner vollkommenen Trockenheit auch Valle de la Luna (Mondtal) genannt wird. Jede Region hat hier ein eigenes Valle de la Luna😊😊 das ist mittlerweile das 4. welches wir besuchen.
Ganz speziell zu sehen ist die „Cancha de Bochas“ (Bocciabahn) An diesen Ort (und nur dort) liegen überall runde Steine in verschiedenen Grössen am Boden. Bis heute gibt es keine Erklärung wie sie sich geformt haben und wie sie genau dorthin gekommen sind.

Hier einige Impressionen vom Paso Aqua Negra

und hier vom Parque Provincial Ischigualasto

An der Grenze wird Sprinti gründlich aber wirklich gründlich nach eventuellen für Chile schädlichen Esswaren (darunter Honig) untersucht. Noch nie hatten wir eine genauere Untersuchunge, JEDE aber auch JEDE Kiste wurde genau untersucht. Kurt ist „not amused“, denn er muss jede Kiste selber aus dem Auto rausnehmen und wieder verpacken…….der Rücken dankt es entsprechend und mit Nachdruck wie sich zeigen sollte.

Nach einer schönen und langen Fahrt gelangen wir in das hübsche Städtchen Vicuña. Vicuña ist auch der Ausgangsort für Ausflüge in die Valle del Elqui, wo man aufgrund der meist sehr klaren Nächte die Sterne sehr gut beobachten kann. Wir besuchen in der Nacht das Observatorium Mammaluca und machen einen Ausflug ins kleine Dörfchen Pisco Elqui – wo der Pisco Mistral hergestellt wird.

Auf den Weg dorthin sehen wir viele Rebstöcke mit gleichmässigen und übergrossen blauen Beeren. Wir fragen, ob aus diesen Beeren Pisco hergestellt wird. NEIN, sagt die Führerin – diese Sorte Traube sei für den Export nach China bestimmt.
Das ausgesprochene und mit spezieller Mimik begleitete NEIN weckt bei mir Neugier. Ich frage nach… Ist dann diese Traube auch für den eigenen Konsum gedacht? Nein, wir essen diese Traube nicht, gibt sie als Antwort. Jetzt will ich es aber genau wissen und frage immer nach und nach… Wahrscheinlich wurde sie durch meine Fragerei völlig überrumpelt und wir über ihre Antwort völlig überrascht.
Die Antwort war wortwörtlich: „Wir essen sie nicht, weil wir wissen wie sie hergestellt werden“!!! Hoppla…

Damit die China-Traube so schön ist und auch bleibt, wird sie vorerst mit überreichlich viel Pestiziden behandelt. Während der Ernte wird darauf geachtet, dass die Traube mit dem Stängel abgeschnitten wird. Danach wird die noch unreife Frucht so schnell wie möglich kühl (zwischen 0 und 2 Grad Celsius und bei hoher Luftfeuchtigkeit) gelagert, dann mit einer „erheblichen Portion Syngenta“ bespritzt und die Reise nach China kann beginnen. Ihr lieben Chinesen: 胃口好 (= Guten Appetit……)

Wir fahren weiter – wieder einmal an die Küste. La Serena ist eine sehr schöne Stadt am Pazifik, wo wir unter dem berühmten Sternenhimmel der Valle Del Elqui in den Genuss einer grossartigen Folklore-Darstellung kommen. Für Kurt ist der Name der Stadt auch noch mit ein wenig Emotionen behaftet: seine Tochter heisst ja Serena……..

Wir wären gerne noch einige Tage in La Serena geblieben. Wir müssen aber am nächsten Tag weiterfahren – der Fenster-Händler in Santiago wartet auf uns. Und nicht nur das… eine weitere Überraschung welche uns wieder einmal zwingt, unsere Reisepläne anzupassen.

In der Clinica Alemana, wo Kurt sich einer gründlichen Untersuchung unterzieht – darunter auch ein MRI – wird festgestellt, dass eine grosse Hernie auf den Ischias-Nerv drückt (Lumbal). Die Folgen sind die bereits vorhandenen, starke Schmerzen und Lähmungserscheinungen. Eine Operation ist unerlässlich. Wir, respektive Kurt steht vor der Entscheidung – hier in Santiago sofort operieren oder am nächsten Tag ein Flugticket nach Zürich mit Anschluss in die Hirslanden-Klinik zu buchen. Keine einfache Entscheidung und ich war ehrlich gesagt froh, musste ich sie nicht fällen.

Der behandelnde Arzt/Chirurg in der Clinica Alemana (eine Grösse in Santiago) erklärte und zeigte uns per Video wie die Operation gemacht wird. Er ist ein Spezialist – wöchentlich operiert er im Durchschnitt 2 Diskushernien – unser Hausarzt, welchen Kurt kontaktierte und informierte bestätigte uns, dass das Vorgehen sehr professionell sei.
Und so entschied der mutige Kurt, die OP in der Clinica Alemana durchzuführen. Nun mussten wir nur noch auf die Kostengutsprache der Krankenkasse warten – und die kam (durch meine unermüdliche Interventionen) nach 3 Tagen….. Toller Service eines 24h Assistance-Services….. einfach nur schlimm, wie gewisse Leute „arbeiten“.

32 Stunden nach der Operation konnte Kurt bereits die Klinik verlassen – ein kleines Pflaster am Rücken zeugte noch vom Eingriff.
Keine Nachbehandlungen, keine Physiotherapie… nur ca. 2 Wochen „etwas schonen“.

Wir buchen im Zentrum ein Appartement für 2 Wochen und während wir auf die Genesung von Kurt warten, geniessen wir Santiago de Chile.
Santiago ist eine sehr interessante Stadt. Riesig, sehr modern, viele verschiedene Barrios (Viertel) mit stark unterschiedlichen Bauweisen. Entgegen vieler Meinungen gibt es nicht nur „Slums“ – die eher ärmeren Viertel sind hier recht ordentlich. Insgesamt ist die Stadt sehr sauber, jeden Abend so gegen 22h fahren im Zentrum Unmengen von Abfall-Lastwagen umher und transportieren die riesigen Abfallmengen weg.

Am Hauptplatz Plaza de Armas läuft den ganzen Tag und am Abend etwas: an einer Ecke sitzen täglich über 50 Männer – und EINE Frau – im Schatten und spielen Schach, an einem anderen Ort spielen (ausschliesslich) Männer Dame, an mehreren Orten im Park sind Prediger mit aufgedrehten Lautsprechern unterwegs und haben erst noch Zuhörer……….

Vor der Kathedrale sind täglich „Schauspieler“ am Werk und haben Zuschauermengen, welche sich jeder Stassenkünstler auf der ganzen Welt nur wünschen kann – es sind mehrere HUNDERT ….. unglaublich. Die „Künstler“ machen ihre Show nicht nur 10 Minuten lang, nein, stundenlang machen die das. Die Gestik, die Sprache, die Handlungen sind unglaublich obszön, absolut eindeutig und in ihrer Ausprägung nicht zu überbieten. Und den Latinos gefällt das – viel Gelächter, Applaus und Ansporn zu noch mehr Obszönität – wie gesagt stundenlang. Und die Damenwelt zeigt gerne die volle „Üppigkeit des Seins“ und häufig so, dass auch der scheueste Betrachter schier eine Lactose-Überdosis erwischt, ob er will oder nicht…..

Was uns natürlich besonders gut gefallen hat sind die vielen Parks und Bäume, die schier endlosen Fussgängerzonen, die vielen wunderschönen alten Fassaden und Gebäude – und daneben auch die neuen und modernen Viertel mit den riesigen Hochhäuser aus Fenster. Am besten konnten wir die vielen Unterschiede bei zwei Stadtrundfahrten erleben. Wir sind begeistert von dieser Stadt – auch wenn ich wieder einmal feststelle, dass ich kein Grosstadtmensch bin.

Bald werden wir weiter ziehen, wohin uns die Reise führen wird erfährt ihr im nächsten Bericht.

Hasta la proxima

Noch ein Nachtrag zur Atacama-Wüste. Wikipedia sagt: Die Atacama ist eine Küstenwüste und die trockenste Wüste der Erde außerhalb der Polargebiete. Im Jahresmittel fällt hier nur etwa ein Fünfzigstel der Regenmenge, die im Death Valley in den USA gemessen wird. Es gibt Wetterstationen in der Atacama, die über viele Jahre hinweg keinen mm Niederschlag verzeichnet haben.

Hier sollen die weltweit grössten Lithiumvorkommen liegen. Seit vielen Jahren wird hier Lithium abgebaut, in riesigen Mengen. Eine einzige Anlage (es gibt mehrere davon hier und auch in anderen Länder) werden für die Lithium-Gewinnung täglich 21’000’000 Liter Wasser verbraucht.

21 Millionen Liter – PRO TAG!!!!!!

Was bedeutet das? Der Grundwasserspiegel ist schon so weit abgesunken, dass tausende Menschen hier nicht mehr leben können. Ohne Wasser kein Leben – alles trocknet aus.
Nur weil wir in unserer heilen Welt auf Elektroautos schwören – und die Menschen hier vergessen, resp. gar nie an sie denken – und es trifft immer die Ärmsten!!! Wir sind uns ja am nächsten mit unserem ach so grünen „Denken“ und Handeln. Zudem wollen ja viele den Atomstrom abschalten, sofort. Vergessen wird, dass die Alternativenergien heute einen so tiefen Wirkungsgrad haben, dass der Strom der westlichen Welt nie und nimmer reicht. Also müssen wir ihn importieren – woher? Aus dem Osten. Dort sind derzeit über 30 KOHLEKRAFTWERKE am Bauen. KOHLE……..für unseren Strom!!

Wir Schöngeister und Gutmenschen sollten gewisse Dinge einfach etwas weiter denken als nur bis zur Nasenspitze, auch an die Menschen und die Konsequenzen vor Ort. 21 Millionen Liter Wasser pro Tag für Lithium – in einer einzigen Anlage. Hier gibt es schon viele solcher Anlagen und nächstens wird in der Salzwüste Uyuni ebenfalls Lithium abgebaut. Eben wurde einem deutschen Konsortium die Bewilligung erteilt.

Wasser wird in Teilen der Atacama mit grossen Tanklastern zu den Leuten gebracht – eben, weil das Grundwasser fehlt. Zudem wurden viele Wasserechte in ganz Chile an Grosskonzerne wie Nestlé etc. abgetreten. Die Leute müssen heute – statt ihr eigenes Wasser trinken zu können – es im Laden teuer kaufen. Absurd.

Hier ein sehr interessanter Beitrag, welchen über die Folgen des Lithium-Abbaus dokumentiert:
https://www.youtube.com/watch?v=b0kN81HW8t8&t=92s